Diese Wasserproben analysierten die Forscher auf ihre Gehalte der drei Sauerstoff-Isotope O-16, O-17 und O-18 hin. Weil sich deren Verhältnis bei verschiedenen Wasserquellen deutlich unterscheidet, lässt sich durch den Vergleich ermitteln, aus welcher Quelle der Nebel und Tau der Namibwüste stammen.

Morgendlicher Nebel über den Dünen der Namib nahe des Gobabeb Forschungszentrums. © Lixin Wang/ Purdue University
Grundwasser statt Ozean
Das überraschende Ergebnis: Entgegen bisheriger Annahme ist der Ozean nicht der einzige Wasserlieferant für den Nebel der Namib. Nur knapp 40 Prozent der Nebeltröpfchen wird durch Feuchtigkeit aus dem nahen Atlantik erzeugt. „Das ist überraschend, weil unser Probengebiet nahe an der Küste lag und wir es daher für stark durch den Küstennebel beeinflusst hielten“, sagen die Forscher.
Stattdessen stammt mehr als die Hälfte des Nebels in der Namibwüste aus lokalen Quellen – aus Grundwasser und dem von den oberen Bodenschichten abgegebenen Wasser. Die spärliche Wüstenvegetation fördert dieses Wasser aus tieferen Schichten an die Oberfläche, wo es dann verdunstet und bei Abkühlung der Luft zu Nebel werden kann.
Der Nebel aus lokalen Quellen sammelt sich vor allem in Senken und entlang ausgetrockneter Flussbetten, wie die Wissenschaftler berichten. So stammte ein Teil der Feuchtigkeit im Probenareal aus dem Gebiet des Kuiseb, einem zeitweilig ausgetrockneten Fluss im Namib-Gebiet. „Demnach könnte das Grundwasser alluvialer Aquifere einen viel größeren Einfluss haben als oft für Trockengebiete angenommen“, konstatieren Wang und seine Kollegen.

Lage der Namib an der Küste Südwestafrikas - der Atlantik liefert zwar Nebel, aber so gut wie keinen Regen. © NASA
Rückzug des Küstennebels
Und noch etwas stellten die Forscher fest: Das Gebiet, das in der Namib vor allem durch den Küstennebel mit Wasser versorgt wird, schrumpft. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Küstennebel sich heute schon vor der 60-Kilometer-Grenze auflöst, die früher das Ende der Nebelzone im Inland markierte“, berichten Wang und seine Kollegen.
Ursache dieses Rückzugs könnten ihrer Ansicht nach die durch den Klimawandel gestiegenen Temperaturen sein. „Die wärmere Luft erhöht die Bodentemperaturen und kann zu einem Rückgang der relativen Luftfeuchtigkeit um bis zu 20 Prozent führen“, so die Forscher. Das wiederum verringert die Chance, dass die Feuchtigkeit kondensiert und sich Nebel und Tau bilden.
Folgen für die Bewohner der Wüste
Für die Flora und Fauna der Namibwüste könnte der Rückzug des Küstennebels schwerwiegende Folgen haben. Denn während der vom Meer kommende Küstennebel relativ großflächig und regelmäßig auftritt, ist der Nebel aus lokalen Quellen räumlich und zeitlich variabler – und damit eine weitaus weniger zuverlässige Wasserquelle für Pflanzen und Tiere. Die Käfer, die auf den Dünenkämmen Wasser sammeln, kommen schon heute weniger weit im Inland vor als früher.
„Genau zu wissen, woher Nebel und Tau stammen, hilft uns dabei vorherzusagen, wie sich die Wasserverfügbarkeit in der Namib und anderer regenarmer Gebiete entwickeln wird“, sagt Wang. „Gleichzeitig könnte dies neue Wege aufzeigen, neue Wasserquelle in Trockengebieten zu erschließen.“ (Science Advances, 2017; doi: 10.1126/sciadv.1603131)
(Indiana University/ Purdue University, 23.03.2017 – NPO)
23. März 2017