Test für den Ernstfall: Schon unsere Steinzeit-Vorfahren könnten komplizierte Operationen zunächst an Tieren geübt haben, bevor sie sich an menschliche Patienten wagten. Darauf deutet die Analyse eines Kuhschädels mit Loch hin. Demnach handelt es sich bei dieser Verletzung um eine chirurgische Schädelöffnung. Sie ähnelt damals an Menschen durchgeführten Prozeduren und könnte damit der früheste Beleg für medizinische Experimente an Tieren sein.
Menschen wendeten bereits in der Steinzeit nachweislich medizinische Praktiken an. Viele Beschwerden bekämpften sie mit einfachen Mitteln wie Heilkräutern. Mitunter führten sie aber sogar schon hochriskante Operationen durch. Davon zeugen zum Beispiel teilweise mehr als 10.000 Jahre alte menschliche Schädel mit Spuren der sogenannten Trepanation – einer chirurgischen Prozedur, bei der ein Loch in den Schädel gebohrt oder geschnitten wurde.
Wozu diese Schädellöcher dienten, lässt sich nicht sicher sagen. Möglich ist, dass unsere Vorfahren die Schädeldecke öffneten, um etwa nach einer Verletzung einen erhöhten Hirndruck zu senken. Es werden aber auch rituelle Gründe für diese Praktik diskutiert. Klar ist in jedem Fall: Die Operateure, die die Schädelöffnung durchführten, müssen ihr Fach verstanden haben. Denn wie Studien belegen, haben damals erstaunlich viele Patienten die riskante Prozedur überlebt.
Eine Kuh mit Loch im Kopf
Wie aber konnten sich diese Menschen solche speziellen Kenntnisse aneignen? Fernando Ramirez Rozzi von der Faculté de Chirurgie Dentaire in Montrouge und sein Kollege haben nun einen Schädel untersucht, der eine Antwort liefern könnte: die sterblichen Überreste einer Kuh. Die in der jungsteinzeitlichen Siedlung Champ-Durand in Frankreich gefundenen Knochen stammen aus der Zeit um 3.400 bis 3.000 vor Christus und weisen ein auffälliges Merkmal auf, wie die Archäologen berichten.