Bund fordert Bildungsoffensive im Natur- und Artenschutz
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „Die Forsa-Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung dem Naturschutz einen hohen Stellenwert zumisst. Hoffen lässt auch, dass vor allem junge Menschen Politik und Wirtschaft deutlich signalisieren, dass der Natur- und Artenschutz bei ihren Entscheidungen sehr viel stärker berücksichtigt werden muss.“ Das Unterschätzen der Dramatik des Artensterbens durch große Teile der Bevölkerung müsse der Bundesregierung Anstoß sein, eine Bildungsoffensive im Natur- und Artenschutz zu starten, sagte Weiger.
Mit einer eigenen Kampagne werde der BUND zur besseren Vernetzung voneinander isolierter Lebensräume für Tiere und Pflanzen sorgen und das Bewusstsein dafür schärfen, dass der weltweite Artenverlust ebenso dramatische Folgen habe wie der Klimawandel. Die Kampagne soll die Hauptursache des Artenschwundes, die Zerstörung natürlicher Lebensräume durch Straßen, Bauprojekte und die industrielle Landwirtschaft stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Motivationsschub für alle Naturschützer
Insgesamt waren 92 Prozent der von Forsa Befragten der Ansicht, dass ihnen Erhalt und Schutz der Artenvielfalt wichtig sind. 52 Prozent sagen sogar, das sei ihnen sehr wichtig. Nur sieben Prozent meinen, es sei ihnen weniger wichtig. Lediglich ein Prozent der Deutschen sagen, der Natur- und Artenschutz sei für sie überhaupt nicht wichtig.
Weiger: „Für 92 von hundert Befragten ist die Bewahrung der Artenvielfalt eine wichtige Angelegenheit. Das ist ein zusätzlicher Motivationsschub für alle Naturschützer. Auch auf politischer Ebene werden wir alles dafür tun, den Erhalt der biologischen Vielfalt ganz oben auf die Agenda zu setzen. Fortschritte muss vor allem die Welt-Naturschutzkonferenz im Oktober im japanischen Nagoya bringen.“
Biodiversitäts-Ziel nicht erreicht
2010 wurde von den Vereinten Nationen zum Jahr der Biodiversität erklärt. Ziel ist es, auf die weltweite Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume aufmerksam zu machen. Europa hatte sich verpflichtet, bis 2010 den Verlust seiner biologischen Vielfalt zu stoppen. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht erreicht.
Aktionstage in 35 Ländern werben für den Wert der Natur
Bundesumwelt- und Bundesentwicklungsministerium haben auch deshalb gemeinsam weltweit zu Aktionstagen aufgerufen. Möglichst vielen Menschen soll die Vielfalt der Natur, ihre Bedeutung als Grundlage unserer Existenz und ihr oft unterschätzter wirtschaftlicher Wert noch näher gebracht werden.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen: „Naturschutz ist kein Luxus, sondern überlebensnotwendig für eine schnell wachsende Menschheit. Natur liefert uns Nahrung, sauberes Wasser, Medikamente, Energie. Alle natürlichen Serviceleistungen zusammen sind eine große Lebensversicherung – und verbessern unsere Lebensqualität. Mit den Aktionstagen wollen wir die Menschen vor Ort erreichen, sie Natur erleben lassen und so ihr Verständnis für den Schutz der biologischen Vielfalt erhöhen.“
Biodiversität kein Nischenthema
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel zum Auftakt der Aktionstage: „Biodiversität ist kein Nischenthema für Naturliebhaber. Unser Leben und unsere Erwerbsquellen hängen von ihr ab. Der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlage ist im ureigensten Interesse jedes Menschen. Wir brauchen die Vielfalt in der Landwirtschaft und artenreiche Meere für die Sicherung unserer Ernährung. Wir brauchen intakte Wälder für die Trinkwasserversorgung, saubere Luft und die Regulierung des Klimas. Die biologische Vielfalt ist die Schatzkammer der Medizin. Das Einkommen vieler Menschen entsteht aus der Nutzung biologischer Ressourcen. Vor allem für arme Menschen in Entwicklungsländern ist biologische Vielfalt überlebenswichtig.“
Initiativen aus 35 Ländern beteiligen an der globalen Aktion, um das öffentliche Verständnis von „Biologischer Vielfalt für Entwicklung“ zu fördern: Anfang Mai fanden die ersten Aktionstage in Peru und auf den Philippinen statt. Mitte Juni endet die Aktion mit Aktivitäten in Deutschland und der Schweiz. Dazwischen liegen Exkursionen in die Welt der Vielfalt auf vier Kontinenten: Vom Andenhochland durch das Amazonastiefland, durch Mittel- und Hochgebirge, Trocken- und Sumpfgebiete bis in Küstenzonen, auf Vulkane, in Wälder, Höhlen und Schluchten machen Experten und Laien sich auf die Suche nach dem Wert der Natur.
(BUND/BMU, 21.05.2010 – DLO)
21. Mai 2010