Verblüffender Fund: Meeresforscher haben nördlich von Hawaii Korallenriffe entdeckt, die es so eigentlich nicht geben dürfte. Denn die Riffe wachsen in einer Meeresregion, in der das Wasser zu wenig Aragonit enthält – den Baustoff für die Kalkskelette der Steinkorallen. Zudem lösen sich Karbonate hier doppelt so schnell wie im Atlantik. Der erste Fund von Steinkorallenriffen in diesem Gebiet ist daher ein Rätsel.
Steinkorallen galten lange Zeit als typische Bewohner lichtdurchfluteter tropischer Meere, darunter dem berühmten Great Barrier Reef. Doch inzwischen haben Meeresforscher die Riffbauer auch an sehr ungewöhnlichen Orten entdeckt: in der Amazonasmündung, vor Yucatan und sogar in der Tiefsee vor der Küste Grönlands.
Keine Steinkorallen-Riffe möglich?
Ein Meeresgebiet jedoch galt zumindest für die Steinkorallen als zu lebensfeindlich: die Tiefsee im Nordpazifik. Denn dort enthält das Wasser nur sehr wenig Aragonit, den gelösten Kalk, den die Steinkorallen für den Bau ihrer Skelette benötigen. Der sogenannte Aragonit-Sättigungshorizont, die Konzentration, ab der Korallen das Aragonit aus dem Wasser gewinnen können, liegt hier relativ dicht unter der Wasseroberfläche – und damit für Tiefseeriffe zu hoch.
Hinzu kommt, dass sich bereits gebildeten Karbonate hier doppelt so schnell lösen wie im Nordatlantik. „Das Fehlen von Steinkorallen-Riffen in den Tiefen des Nordpazifik – trotz reichlicher Erkundung – hat zu der Hypothese geführt, dass die Riffbildung im Nordpazifik unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unmöglich ist“, erklären Amy Baco von der Florida State University und ihre Kollegen.