Im Rahmen des DFG-Projekts DYMEKA (Dynamik und Massenhaushalt des Eises im Küstenbereich der Antarktis) arbeiten Forscher von der Westfälischen Wilhelms-Universität und der TU Dresden daran, die Genauigkeit aber auch die Interpretation von Satellitendaten aus der Antarktis zu verbessern. Gegenstand ihrer Forschung ist das Schelfeis im Wedellmerr-Sektor.
Im Mittelpunkt des von den GEOTECHNOLOGIEN geförderten Projekts steht der Weddellmeer-Sektor und hier speziell die Grenzregion zwischen dem Inlandeis der Antarktis und dem so genannten Schelfeis. Damit bezeichnen die Forscher die Eisdecke, die auf dem Rand des Festlandssockels – dem Schelf – sitzt und somit die Grenze zwischen Küste und Meer bildet. Wie alle Gletscher steht aber auch dieses Eis nicht still, sondern ist in ständiger, zumeist meerwärts gerichteter Bewegung. Die Wissenschaftler wollen nun ausschließlich mit Hilfe von Fernerkundungsverfahren und Computersimulationen berechnen, wie viel Eis nun tatsächlich diese Grenzregion zwischen dem Inland und dem Meer passiert.
Wo das Gletschereis vom Kontinent ins Meer „fließt“, an der so genannten Aufsetzlinie, erfassen die Satelliten auf etwa sechzig Längengraden die Mächtigkeitsverteilung und die Eisgeschwindigkeiten des Schelfeises. Ebenso werden für die kantennahen Bereiche des Filchner-Ronne-Schelfeises die Dynamik und die Massenbilanz ermittelt. Bereits in einem vergangen Projekt wurden Eisdicken an einem ausgewählten Gletscher, dem Jutulstraumen, gemessen. Diese Daten gehen in Modellrechnungen ein, die Auskunft darüber geben sollen, ob die Gesamtmenge des antarktischen Eises zu- oder abnimmt.
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Das Ergebnis der damaligen Berechnungen des SEAL-Projekts war, dass bei zunehmender Erderwärmung die Menge des Eises in der Antarktis eher zunimmt. Dies würde einem Anstieg des Meeresspiegels entgegenwirken und scheint zunächst den Prognosen vieler Klimaforscher zu widersprechen. Denn das großflächige Abschmelzen der polaren Eiskappen könnte nach der gängiger Meinung zu großflächigen Überschwemmungen in vielen flachen Küstenregionen der Erde führen.
Vereister Schlüssel zur Klimageschichte
In einem ergänzenden Projekt führt derzeit ein internationales Wissenschaftlerteam an der Kohnen-Station in Dronning Maud Land eine Eiskernbohrung durch. Bisher haben sie dabei bereits eine Tiefe von 2.565 Metern erreicht, wollen aber bis zum Erreichen des felsigen Untergrunds in einer Tiefe von wahrscheinlich 2.750 Metern weiter bohren.
Die Forscher können aus der Analyse der chemischen Zusammensetzung und den physikalischen Eigenschaften des Eises die Zusammenhänge zwischen Prozessen in der Atmosphäre und den Klimaänderungen der Vergangenheit rekonstruieren. Erste Laboranalysen haben bereits ergeben, dass die Erde während der letzten 740.000 Jahre acht Eiszeiten erlebt hat.
Aus dem Vergleich dieser charakteristischen Klimaänderungen in der Vergangenheit mit Daten zu den derzeitigen globalen Umweltbedingungen schließen die Wissenschaftler, dass die gegenwärtige Warmzeit ohne menschlichen Einfluss noch mindestens 15.000 Jahre andauern wird.
(GEOTECHNOLOGIEN, DFG-Forschungsvorhaben DYMEKA, 19.08.2004 – AHE)