Geowissen

Great Salt Lake kurz vor dem Austrocknen

Größter Salzsee der westlichen Hemisphäre könnte bis 2027 verschwunden sein

Great Salt Lake
Der Great Salt Lake in Utah verliert immer mehr Wasser – er könnte noch innerhalb der nächsten fünf Jahre austrocknen. © Heath Knight/ Getty images

Forscher schlagen Alarm: Wird nichts getan, könnte der Great Salt Lake in den USA innerhalb der nächsten fünf Jahre komplett austrocknen – der größte Salzsee der westlichen Hemisphäre droht dann zur riesigen Salzwüste zu werden. Die Folgen für Umwelt und Klima wären erheblich, denn der Salzsee prägt auch überregionale Wettermuster und Luftströmungen. Der mit Schwermetallen angereicherte Staub vom Seegrund würde zudem umliegende Städte und Felder verseuchen.

Der Great Salt Lake im US-Bundesstaat Utah ist mit 120 Kilometer Länge, rund 50 Kilometer Breite und einer Fläche von ursprünglich rund 4.400 Quadratkilometern der größte Salzsee der westlichen Hemisphäre. Der von mehreren Flüssen gespeiste See hat keinen Abfluss, verliert aber durch Verdunstung im wüstenartig trockenen Klima der Region große Wassermengen. Dies hat sein Wasser extrem salzig gemacht: Sein Salzgehalt kann bis zu 27 Prozent erreichen, nur wenig unter dem des Toten Meeres.

Great Salt Lake
Blick auf den Great Salt Lake aus dem Erdorbit – er ist schon deutlich geschrumpft.© Alexander Gerst/ ESA, CC-by-sa 3.0 IGO

Drohende Austrocknung schon in den nächsten fünf Jahren

Doch in den letzten Jahrzehnten hat der Große Salzsee deutlich mehr Wasser verloren als für ihn typisch – und er könnte schon bald ganz austrocknen, wie nun Benjamin Abbott von der Brigham Young University in Utah und seine Kollegen berichten. „Nach Jahrtausenden natürlicher Schwankungen hat die menschliche Wassernutzung den Great Salt Lake zum strukturellen Niedergang geführt“, erklären sie.

Schon jetzt hat der Great Salt Lake rund 73 Prozent seines ursprünglichen Wasservolumens verloren, seit 1850 ist seine Fläche um 60 Prozent geschrumpft. Im Jahr 2022 erreichte der See einen historischen Tiefstand, sein Pegel lag bei nur noch 4.188 Fuß über Normalnull  – so niedrig wie noch nie zuvor dokumentiert. „Wenn der Wasserverlust so weitergeht, wird der Salzsee innerhalb der nächsten fünf Jahre verschwinden“, so Abbott und seine Kollegen.

Bewässerung zapft dem See seinen Nachschub ab

Ursache für das allmähliche Austrocknen des Großen Salzsees ist neben dem Klimawandel und der sich dadurch verschärfenden Trockenheit vor allem der Mensch. Um Felder zu bewässern und Trinkwasser für Mensch und Vieh zu gewinnen, werden schon an den Zuflüssen des Sees jährlich rund 2,5 Billionen Liter Wasser entnommen, weitere 3,2 Billionen Liter gehen jährlich durch Verdunstung vom See und seinen Uferflächen und Feuchtgebieten verloren.

Den größten Anteil am Wasserverlust hat jedoch die Landwirtschaft: „Die Bewässerung von Alfalfa, Soja und anderen Nutzpflanzen ist direkt für rund drei Viertel des gesamten Wasserentnahmen verantwortlich“, so Abbott und seine Kollegen. Um den Salzsee zu retten, müssten diese Entnahmen um 30 bis 50 Prozent verringert werden. Den Berechnungen der Forschenden zufolge müsste der Wassereinstrom in den Great Salt Lake um mindestens 1,2 Billionen Liter Wasser jährlich erhöht werden, wenn er nicht komplett austrocknen soll.

Folgen weit über den See hinaus

Wenn jedoch nichts passiert und der Große Salzsee verschwindet, hätte dies enorme Folgen für Natur, Mensch und Klima, warnen die Wissenschaftler. „Der Verlust eines solchen Salzsees setzt eine Kette von Folgen in Gang, deren Auswirkungen auf Umwelt und Wirtschaft extrem schwer wieder rückgängig zu machen sind“, sagt Abbott. „Der Kollaps des Great Salt Lake hätte sogar Auswirkungen auf die gesamte westliche Hemisphäre. Ihn zu verlieren wären eine globale Tragödie“

Denn der Große Salzsee ist nicht nur der Lebensraum für zehn Millionen Vögel und speist ausgedehnte Salzmarschen, die in ihm lebenden Salzkrebschen bilden auch die Basis für ein ganzes Nahrungsnetzwerk – und liefern auch Nahrung und organischen Dünger für Millionen Menschen. „Der See trägt über direkte Effekte rund 2,5 Milliarden US-Dollar jährlich zur Wirtschaft bei“, berichten die Wissenschaftler.

Schaden durch Wetterextreme und Schwermetall-Staub

Dazu kommen indirekte Effekte auf Klima und Umwelt. „Der Verlust der Verdunstung aus dem See kann das regionale Klima verändern und beispielsweise extremere Temperaturschwankungen fördern und die Desertifikation vorantreiben“, erklären die Forscher. „Schon jetzt können die Veränderungen der Wassertiefe, der Seefläche und der Wasserchemie die lokalen Nahrungsnetze stören oder zerstören, selbst kontinentweite Folgen sind denkbar.

Und noch eine Folge hätte die Austrocknung des Sees: Wenn sein Wasser verschwindet, verwandelt sich eine riesige Fläche in eine staubige, giftige Wüste. Denn der Seegrund enthält hohe Konzentrationen an Schwermetallen wie Arsen, Cadmium, Quecksilber, Chrom, Blei und Antimon. Dazu kommen organische Schadstoffe und Toxine von Cyanobakterien. Trocknet der See aus, kann der Wind diese Schadstoffe mit dem Staub bis weit in besiedelte und landwirtschaftlich genutzte Flächen tragen.

„Um die aktuelle Wasserkrise zu überwinden, sind bisher beispiellose Schutzmaßnahmen nötig“, schreiben Abbott und seine Kollegen. „Den Kollaps des Großen Salzsees noch abzuwenden, ist die vielleicht größte Herausforderung, die unser Bundesstaat in seiner Geschichte bewältigen musste.“ Doch noch sei es möglich, den Great Salt Lake zu retten. (Great Salt Lake Report, 2023)

Quelle: Brigham Young University

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Salzseen - Bizarre Landschaften und extreme Lebensräume

Aralsee - Chronik einer anthropogen verursachten Katastrophe

Bücher zum Thema

Wasser - von Bernhard Edmaier und Angelika Jung-Hüttl

H2O - Biographie des Wassers von Philip Ball

Top-Clicks der Woche