Letzte Bastion taut: Das Eis der Ostantarktis galt bisher als noch relativ stabil, doch das ändert sich zusehends. Denn der Klimawandel verschiebt die antarktische Ringströmung nach Süden und transportiert so warmes Wasser vor den ostantarktischen Schelf. Dadurch hat sich das Meer dort bereits um bis zu zwei Grad erwärmt – und fördert das Schmelzen der Gletscher, wie Forschende in „Nature Climate Change“ berichten. Das Problem: Diese Verlagerung wird sich noch Jahrzehnte fortsetzen, egal was wir tun.
Die Ostantarktis umfasst einige der kältesten und am dicksten vereisten Regionen unseres Planeten. Anders als die wärmere, exponiertere Westantarktis galt sie daher lange als wenig anfällig gegenüber dem Klimawandel. Doch inzwischen beginnen auch die großen Gletscher der Ostantarktis zu tauen – teilweise sogar extrem schnell. Bei den Gletschern in Wilkes-Land befürchten Wissenschaftler zudem eine Kettenreaktion, weil dort nur ein kleiner Eis-„Korken“ die Eisströme bremst.

„Achillesferse“ der Ostantarktis
Wie gefährdet Teile des Ostantarktis-Eises sind, unterstreichen nun Untersuchungen an der Küste des Aurora-Subglazialbeckens. Diese riesige Senke unter dem Wilkes-Land der Ostantarktis liegt fast komplett unter dem Meeresspiegel. Ihre Eisdecke gilt daher als besonders anfällig für eine Erwärmung. Zudem münden an ihrer Küste einige der größten und am schnellsten abtauenden Gletscher der Ostantarktis ins Meer.
„Der Eisverlust in diesem Becken hat den größten Anteil an dem von der Ostantarktis verursachten Meeresspiegelanstieg“, erklärt Laura Herraiz-Borreguero von der University of Tasmania. „Wenn sein Eis schmilzt, könnte dies den Meeresspiegel um 5,10 Meter ansteigen lassen. Aber wann und wie schnell dies passieren könnte, ist eine der größten Unsicherheitsfaktoren in den gängigen Klimamodellen.“