Geowissen

Verschmolzene Wellen-Fronten machten Japan-Tsunami so zerstörerisch

Meeresboden-Relief türmte Wasser zu doppelter Höhe auf

Japan-Tsunami mit doppelter Zerstörungskraft © NASA / JPL-Caltech

Der Tsunami von 11. März 2011 in Japan erhielt doppelte Zerstörungskraft durch zwei verschmelzende Wellenfronten: Unterseeische Gebirgsrücken teilten die Energie des Bebens und ließen zunächst zwei getrennte Wasserberge entstehen. Erst auf ihrem Weg zur Küste verschmolzen diese wieder und bildeten eine einheitliche, doppelt so hohe und besonders energiereiche Wellenfront. Das haben Forscher der US-Raumfahrtbehörde NASA mit Hilfe von Satellitenauswertungen festgestellt.

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Der Tsunami vom 11. März sei der erste Beleg dafür, dass solche verschmolzenen Tsunamis tatsächlich existierten, berichten die Wissenschaftler auf der Jahrestagung der American Geophysical Union in San Francisco. Seit Jahrzehnten vermute man, dass es Tsunamis gebe, die aus zwei Wellenfronten verschmelzen und daher besonders zerstörerisch seien. Aber niemand habe einen solchen Tsunamityp beobachten können – bis jetzt.

Durch einen glücklichen Zufall befanden sich gleich drei mit sensiblen Höhenmessern ausgerüstete Satelliten über der japanischen Küste, als am 11. März 2011 das Tohoku-Erdbeben den dortigen Meeresgrund erschütterte. Die Forscher haben die Daten dieser Satelliten ausgewertet und konnten so die Entwicklung der beiden verschmelzenden Tsunamiwellen rekonstruieren. Dabei habe man auch festgestellt, dass die Erhebungen des Meeresbodens den Weg der Wellenfronten lenkten, sagen die Forscher.

Chance für bessere Tsunami-Vorhersagen

Nach Ansicht der Wissenschaftler ist diese Erkenntnis auch wichtig für Vorhersagen zukünftiger Tsunamis. Bisher habe man für Prognosen der Tsunamiausbreitung nur die Form der Küsten und des küstennahen Meeresbodens berücksichtigt. Die neuen Ergebnisse zeigten aber, dass auch der Meeresboden weiter draußen mit einbezogen werden müsse, da er die Entwicklung des Tsunami entscheidend mitbestimme.

„Auf unseren Ergebnissen basierende Verfahren könnten Behörden dabei helfen vorherzusagen, ob die Wellenfronten eines Tsunami zu verschmelzen drohen oder nicht“, sagt Studienleiter Y. Tony Song vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. Dadurch könne man Vorhersagekarten präziser machen und Küstengebiete gezielter schützen oder evakuieren.

Erklärung für scheinbar zufällige Zerstörungsmuster

Die neuen Erkenntnisse könnten auch erklären, warum Tsunamis ganze Ozeane überqueren können, um dann einige Küstenbereiche völlig zu verwüsten, andere, nahe benachbarte dagegen nahezu unberührt zu lassen. Wie die Forscher anhand des Japan-Tsunami feststellten, spielt auch dafür das Relief des Meeresbodens eine wichtige Rolle.

Grate und Gebirgsrücken am Grund des Ozeans können die Wellenfronten eines Tsunamis zusammendrücken und kanalisieren. An bestimmten Stellen werden die Wasserberge dadurch besonders hoch und energiereich, an anderen dafür schwächer. Trifft der Tsunami auf die Küste, wirkt er sich dadurch nicht an allen Stellen gleichermaßen aus und erzeugt ein scheinbar zufälliges Muster der Zerstörungen.

Karten des Meeresboden-Reliefs helfen bei Tsunamiprognosen

„Wir können nun das, was wir gelernt haben, nutzen, um bessere Vorhersagen für die Tsunamigefahr spezifischer Küstenbereiche zu erstellen“, sagen die Wissenschaftler. Mit Hilfe von Karten des Meeresboden-Reliefs könne man dann in Zukunft den Weg eines Tsunamis genauer prognostizieren als bisher.

(NASA / dapd, 07.12.2011 – NPO)

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