Geologie/physische Geographie

Versunkene urzeitliche Ozeanplatte entdeckt

Riesige „Pontus“-Erdplatte bildete vor 150 Millionen Jahren noch große Teile des Ur-Pazifiks

Ponbtus-Ozeanplatte
Vor rund 150 Millionen Jahren gab es im westlichen Ur-Pazifik eine riesige Ozeanplatte namens Pontus, die heute fast vollständig im Erdmantel versunken ist. © Suzanna van de Lagemaat/ Universität Utrecht

Verschluckte Kruste: Tief unter dem Pazifikraum liegen die Reste einer einst riesigen Erdplatte im Erdmantel verborgen, wie eine Geologin entdeckt hat. Dieses Pontus getaufte Stück Ozeankruste bildete vor rund 150 Millionen Jahren noch den Meeresgrund eines riesigen Ozeanbeckens, bevor es dann an einer intraozeanischen Plattengrenze in die Tiefe gedrückt und verschluckt wurde. Kleinere Relikte der Pontus-Platte finden sich heute noch auf Borneo, den Philippinen und im Südchinesischen Meer, wie das Team berichtet.

Das Gesicht der Erde verändert sich ständig: Neue Meere reißen auf, Kontinente kollidieren oder zerbrechen und Krustenteile werden an Plattengrenzen verschluckt. Von solchen vor Millionen von Jahren verschwundenen Kontinentalplatten zeugen heute oft nur noch kleine Relikte, die Wissenschaftler mithilfe geologischer und seismologischer Analysen aufspüren. Dazu gehören beispielsweise die urzeitlichen Mikrokontinente Icelandia, Greater Adria oder Balkanatolia.

Tektonische Rekonstruktion
Rekonstruktion der Plattentektonik im Pazifikraum von heute bis zurück in die Zeit vor 150 Millionen Jahren. Rosa gekennzeichnet ist die heute verschwundene Ozeanplatte Pontus. © Van de Lagemaat et al./ Gondwana Research, CC-by 4.0

Spurensuche zwischen Panthalassa und Tethys

Noch schwieriger ist es jedoch, die Spuren versunkener Ozeanplatten zu finden. Denn ozeanische Kruste wird meist relativ schnell wieder an den Kontinenträndern in die Tiefe gedrückt. Auch inmitten der Ozeane und entlang von Inselbögen gibt es Subduktionszonen, an denen Ozeankruste wieder in den Erdmantel hinabtaucht. Besonders schwierig ist es dort, wo es gleich mehrere solcher intraozeanischen Plattengrenzen gibt, wie in der sogenannten „Junction Zone“ im zentralen Pazifik.

Nach dem Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangäa bildete diese Zone die Übergangsregion zwischen den großen Urmeer Panthalassa und dem in einer Bucht von Pangäa aufreißenden Tethysmeer. „Diese Region ist dominiert von intraozeanischen Subduktionszonen“, erklärt Suzanna Van de Lagemaat von der Universität Utrecht. „Dadurch sind von ihr kaum noch geologische Spuren erhalten, weil sowohl die einst abgetauchten Platten als auch die damals über sie geschobenen heute durch Subduktion verloren gegangen sind.“

„Pontus“ war einst so groß wie ein Viertel des heutigen Pazifiks

Trotzdem ist es der Geologin und ihrem Kollegen Douwe van Hinsbergen gelungen, das urzeitliche Gewirr des alten Ozeangrunds zu entschlüsseln. Sie haben die Plattenbewegungen der letzten rund 160 Millionen Jahre in der pazifischen Übergangszone rekonstruiert und dabei eine spannende Entdeckung gemacht: Einst gab es in diesem Gebiet eine zuvor unerkannte Ozeanplatte, deren Fläche einem Viertel des heutigen Pazifiks entsprach.

Diese „Pontus“ getaufte Ozeanplatte lag westlich der Ozeankruste, die heute den Grund des Pazifiks bedeckt. Von diesen noch erhaltenen Platten war Pontus in der Zeit von Panthalassa und Tethys durch eine intraozeanische Subduktionszone getrennt, die sich etwa von der Position des heutigen Japans bis nach Neuseeland erstreckte. Im Laufe der Zeit verschluckte diese Plattengrenze immer mehr Teile der Pontus-Ozeanplatte und verlagerte sich dabei zunehmend weiter nach Westen. Heute liegen die Reste dieser Subduktionszone am westlichen Pazifikrand – und Pontus ist fast vollständig im Erdmantel verschwunden.

So verschwand die urzeitliche Pontus-Erdplatte.© Utrecht University

Nur wenige Relikte blieben erhalten

Erste Hinweise auf diese versunkene Ozeanplatte hat Van de Lagemaat bereits vor rund elf Jahren entdeckt, als sie in seismologischen Daten Relikte einer subduzierten Platte am Pazifikrand identifizierte. Seither hat sie überall im westlichen Pazifikraum nach noch erhaltenen Resten dieser urzeitlichen Ozeanplatte gesucht. Fündig wurde sie unter anderem im Norden von Borneo, im südchinesischen Meer und auf den Philippinen.

„Das wichtigste Stück des Puzzles fanden wir im Norden von Borneo“, berichtet Van de Lagemaat. „Bei den dort entdeckten Plattenrelikten dachten wir zunächst, es handele sich um die Reste einer schon bekannten Platte. Doch dann zeigten unsere magnetischen Analysen dieser Gesteine, dass diese Funde von sehr viel weiter nördlich stammten. Es mussten Relikte einer anderen, zuvor unbekannten Erdplatte sein.“ Die auf den verschiedenen Messdaten und Funden basierenden tektonischen Rekonstruktionen bestätigten dies. (Gondwana Research, 2023; doi: 10.1016/j.gr.2023.09.013)

Quelle: Universiteit Utrecht

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