Geologie/physische Geographie

Vulkane: Rutschung als Kollaps-Vorbote?

Langsame Rutschungsbewegungen könnten auf drohende Katastrophe hindeuten

Ritter Island
3D-Visualisierung von Ritter Island und des umgebenden Meeresbodens mit den Spuren der Hangrutschung von 1888. © Jens Karstens/GEOMAR

Subtile Vorboten: Die Flanken vieler Inselvulkane wie die des Ätnas rutschen ganz langsam in Richtung Meer – dies könnten bereits Zeichen einer drohenden Katastrophe sein. Denn wie Forscher nun herausgefunden haben, gingen auch dem Kollaps der Ritter Island in Neuguinea im Jahr 1888 langsame Rutschungsbewegungen voran. Erst später kam es dann zu einer großen Abrutschung, die einen katastrophalen Tsunami auslöste.

Einige der schlimmsten Tsunamis der Geschichte wurden nicht von Erdbeben ausgelöst, sondern von Vulkanen. Zu ihnen gehören die Bronzezeit-Flut im Mittelmeer nach dem Ausbruch des Santorini-Vulkans, aber auch die 40-Meter-Flutwellen nach der Eruption des Vulkans Krakatau im Jahr 1883. Sie entstanden, als die Hänge des Feuerberges kollabierten und Tonnen von Material ins Meer rutschten. Auch die erneute Eruption dieses Vulkans im Dezember 2018 löste verbunden mit einer Hangrutschung einen Tsunami aus.

Unklar war bisher jedoch, welche Vorboten es für solche drohenden Katastrophen gibt. So rutschen die Flanken vieler Inselvulkane sehr langsam in Richtung Meer – zum Beispiel die des Ätnas. Deuten solche Aktivitäten bereits auf einen bevorstehenden Kollaps hin oder verringern sie das Risiko sogar, weil sie Spannung aus dem Vulkansystem nehmen?

Spurensuche auf Ritter Island

Nach Antworten auf diese Frage haben Wissenschaftler um Jens Karstens vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel nun auf der Vulkaninsel Ritter Island in Neuguinea gesucht. Denn eine große Hangrutschung löste auch dort im Frühjahr 1888 einen Tsunami aus, der vermutlich mehreren tausend Menschen auf Neuguinea und dem Bismarck-Archipel das Leben kostete. Die Spuren dieser Katastrophe hat das Forscherteam nun mithilfe seismischer Methoden genau vermessen.

Die Auswertungen ergaben: Tatsächlich scheint sich die Flanke der Ritter Island schon lange vor 1888 sporadisch bewegt zu haben. Darauf deuten Deformationen des Untergrundes an einem kleineren Vulkankegel vor der Küste von Ritter Island hin, wie Karstens und seine Kollegen berichten. „Für Ritter Island haben wir jetzt den Nachweis, dass sporadische, kleine Rutschungen einer großen vorangegangen sind“, konstatiert der Wissenschaftler.

Bessere Risikovorsorge

Diese Erkenntnisse könnten nach Ansicht des Forscherteams nun auch dabei helfen, das Gefahrenpotenzial anderer Vulkane besser einzuschätzen. Denn nicht nur beim Ätna, auch beim Kilauea auf Hawaii und anderen Feuerbergen lassen sich sporadische Rutschungen beobachten. „Je besser wir die Dynamik hinter diesen Ereignissen kennen, desto besser kann die Risikovorsorge in einer bestimmten Region sein“, schließt Karstens. (Earth and Planetary Science Letters, 2019, doi: 10.1016/j.epsl.2019.04.009)

Quelle: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

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