Geowissen

Vulkanseen als CO2-Schleuder entlarvt

Erste Messung der Kohlendioxid-Emissionen aus Vulkanseen fällt deutlich höher aus als erwartet

Säuresee im Vulkankrater des Irazú in Costa Rica. Sein Wasser ist giftgrün verfärbt. © Peter Andersen / CC-by-sa 3.0

Vulkanseen stoßen deutlich mehr Kohlendioxid aus als bisher angenommen und tragen damit stärker zum Treibhauseffekt bei als gedacht. Das enthüllt die erste systematische Messung der CO2-Ausgasung an 31 vulkanischen Seen unterschiedlicher Ausprägung. Die daraus ermittelte globale Emissionsrate von 117 Megatonnen CO2 pro Jahr haben spanische Forscher jetzt in der Fachzeitschrift „Geology“ veröffentlicht. Ein so hoher Wert wurde bisher in allen Schätzungen der vulkanischen Gasemissionen nicht berücksichtigt oder deutlich unterschätzt.

Neben dem menschlichen Einfluss sind Vulkane eine große natürliche Quelle der Kohlendioxid-Freisetzung. Gase aus aktiven und ausbrechenden Vulkanen tragen daher zum Treibhausgas-Ausstoß bei und beeinflussen das Klima der Erde. Wie hoch dieser Ausstoß ist, ist inzwischen zumindest in Ansätzen bekannt. Nicht erforscht und daher auch nicht berücksichtigt wurden dabei jedoch die Gase, die aus den rund 1.100 vulkanischen Seen weltweit abgegeben werden.

Chemisch extreme Bedingungen im Seewasser

Die in den Kratern der Vulkane liegenden Seen werden durch den Schlot des Feuerbergs mit Gasen gespeist, ihr Wasser ist daher meist stark mit chemischen Stoffen angereichert, die ein Leben im See unmöglich machen oder sehr erschweren. Einige sind extrem sauer, wie der Irazú-See in Costa Rica, andere sind salzig oder besitzen einen extrem hohen Kohlendioxidgehalt wie der Nyos-See in Kamerun. Je nach Seetyp geben diese Seen auch unterschiedliche Mengen von Gase an die Atmosphäre ab.

Wie viel, das hat jetzt ein Forscherteam unter Leitung von Nemesio Perez vom Instituto Tecnologico y de Energias Renovables in Spanien erstmals genauer gemessen. Die Forscher maßen die Gasemissionen von 31 Seen verschiedenster Sorte, von sauer über neutral bis alkalisch, mit Hilfe einer im Wasser schwimmenden Gas-Auffangkammer. Erfasst wurden Seen in Südamerika, Afrika und Europa. Aus den einzelnen Messdaten berechneten die Forscher anschließend einen Wert für die gesamte globale Emission aus solchen Seen.

Globale Abgabe von 117 Megatonnen CO2 pro Jahr

Das Ergebnis: Alle vulkanischen Seen zusammengenommen geben pro Jahr 117 Megatonnen CO2 an die Atmosphäre ab. Dies entspricht immerhin fast der Hälfte der Emissionen aller unter der Oberfläche liegenden vulkanischen Quellen, die bisher auf rund 300 Megatonnen pro Jahr geschätzt werden. Nach Ansicht von Perez muss diese Summe daher nun wahrscheinlich auch deutlich nach oben korrigiert werden. (Geology, 2011; doi: 10.1130/G31586.1)

(Geology, 10.02.2011 – NPO)

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