Unterschätzte Gefahr? Die vor vielen Küsten im Meeresgrund lagernden Methanhydrate sind offenbar anfälliger als bisher gedacht. Denn dieses „brennende Eis“ könnte nicht nur im oberen, wärmsten Bereich abtauen und Methan ausgasen – auch Gashydrat aus tieferen Lagen kann mobilisiert werden, wie Beobachtungen vor Mauretanien enthüllen. Eine fortschreitende Erwärmung könnte dadurch mehr klimaschädliches Methan aus den Hydratvorkommen freisetzen als Prognosen vorsahen, wie die Forscher in „Nature Geoscience“ berichten.
Der Meeresgrund entlang der Kontinentränder enthält eines der größten Reservoire kohlenstoffhaltiger Klimagase auf diesem Planeten: Methanhydrat. In diesen käfigförmigen, durch Kälte und Druck stabilisierten Molekülen sind Milliarden Tonnen Methan gespeichert. Doch wenn sich der Meeresgrund erwärmt, tauen die Gashydrate und das potente Treibhausgas wird frei. Schon jetzt ist dies an mehreren Stellen der marinen Schelfhänge der Fall, unter anderem entlang der US-Küsten, vor Japan und sogar im Nordpolarmeer.
Wie hoch ist die Klimagefahr durch Gashydrate?
Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass nur der obere Rand der Hydratvorkommen bei einer weiteren Erwärmung der Meere tauen wird. Diese Zone liegt im Bereich von rund 450 bis 700 Meter Tiefe. „Sie repräsentiert jedoch nur 3,5 Prozent des globalen Gashydrat-Reservoirs“, erklären Richard Davies von der Newcastle University und seine Kollegen. „Das Potenzial für ein Entweichen des Methans aus tiefer gelegenen Hydraten galt hingegen als vernachlässigbar.“
Diese Annahme könnte sich nun als falsch erweisen. Denn Davies und sein Team haben entdeckt, dass Methanhydrate auch unterhalb der potenziell anfälligen Tiefenzone ausgasen können. Die ersten Hinweise darauf lieferten seismische Daten vom Kontinentalhang vor der Küste Mauretaniens. Sie zeigen die Struktur des Meeresgrunds in einem rund 64 Kilometer langen Streifen am Rand des afrikanischen Kontinentalschelfs. Dort fällt der Meeresgrund von 330 Meter bis auf 2.100 Meter Tiefe ab. Die Oberkante der Methanhydrat-Vorkommen liegt in diesem Gebiet in rund 640 Meter Tiefe.