Nicht lecker: Eine neue Weltkarte zeigt die Verschmutzung der Küstenmeere durch menschliche Abwässer – und identifiziert Hotspots der Kontamination mit Stickstoff und Keimen. Demnach schwemmen nur 25 Einzugsgebiete fast die Hälfte des weltweiten Abwasser-Stickstoffs ins Meer, die meisten davon liegen in Indien, China und Korea. Aber auch im Mittelmeer gibt es einige Hotspots, wie die Forscher berichten. Insgesamt gelangen durch unsere Abwässer jährlich 6,2 Millionen Tonnen Stickstoff in die Ozeane.
Die Küstengebiete der Ozeane sind Hotspots der marinen Artenvielfalt, gleichzeitig jedoch sind gerade sie hohen Belastungen ausgesetzt: Schiffsverkehr und Fischerei stören und dezimieren wichtige Tierarten und der Eintrag von Wasser aus Flüssen, der Landwirtschaft oder der Kanalisation schwemmt Nährstoffe, Plastikmüll, Bakterien und Chemikalien ins Meer. In einigen Küstengebieten breiten sich deshalb sauerstoffarme Todeszonen aus, in anderen reichern sich resistente Keime im Sediment an.

Erste hochauflösende Kartierung
Wie stark menschliche Abwässer zum Eintrag von Nährstoffen und potenziell krankmachenden Keimen in die Küstenmeere beitragen und wo die Hotspots der Kontamination liegen, haben nun Cascade Tuholske von der University of California in Santa Barbara und ihre Kollegen erstmals in hoher Auflösung ermittelt. Für ihre Studie werteten sie Daten zur Bevölkerungsdichte, der Ernährung, Besiedlungsstruktur und zum Zustand der Abwasserreinigungssysteme für knapp 135.000 Einzugsgebiete und Küsten weltweit aus.
„Mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung hat keine Abwasserkanalisation und nutzt offene Gruben, Latrinen oder septische Tanks“, erklären die Forschenden. In den Küstengebieten gelangen diese Abwässer dann meist ungeklärt ins Meer. Kläranlagen hingegen reinigen zwar die Abwässer von einem Teil der Kontaminationen und Keime, meist enthalten ihre Einträge aber noch erhöhte Mengen an Stickstoff – einem Nährstoff, der entscheidend zur Überdüngung beiträgt.