Eindeutige Botschaft: Der Klimawandel ist real – und wir sind bereits mittendrin. Der heute vom Weltklimarat IPCC veröffentlichte Weltklimabericht bestätigt erneut, dass die Menschheit das Erdklima beispiellos verändert hat. Er präzisiert zudem die konkreten Auswirkungen der CO2-Emissionen auf Wetterextreme und die künftige Klimaentwicklung. An einer Reduktion der Netto-Emissionen der Treibhausgase auf null führt demnach kein Weg mehr vorbei.
Im Jahr 2013 hat der Weltklimarat IPCC den ersten Band seines letzten Weltklimaberichts veröffentlicht. Schon damals prognostizierten die mehr als 200 Leitautoren und hunderte weitere Fachwissenschaftler eine deutliche Zunahme von Wetterextremen, weiter abtauende Gletscher und steigende Meeresspiegel, wenn die Emissionen von Treibhausgasen nicht drastisch und schnell reduziert wird. Seither ist im Klimaschutz kaum etwas passiert – und die Quittung ist weltweit sichtbar.
„Beispiellose Veränderungen“
Jetzt hat der IPCC den ersten Band seines sechsten Sachstandsbericht (AR6) veröffentlicht. Wie schon vor acht Jahren beleuchten die in ihm zusammengefassten Daten zunächst den Ist-Zustand des Erdklimas, um dann neue, präzisierte Prognosen für den weiteren Klimaverlauf zu präsentieren. Vieles, was in den Vorgänger-Berichten noch für die Zukunft angekündigt wurde, ist demnach heute schon Realität.
So bestätigt der Bericht, dass die globale Erwärmung im Vergleich zu den präindustriellen Werten bereits bei 1,1 Grad liegt. Landflächen haben sich dabei schon um 1,6 Grad erwärmt, während die Meere mit 0,99 Grad erst verzögert reagieren. „Das Ausmaß der jüngsten Veränderungen im gesamten Klimasystem und der gegenwärtige Zustand vieler Aspekte des Klimasystems sind seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden beispiellos“, so der IPCC-Bericht. So war es zuletzt vor 125.000 Jahren so warm wie heute und der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist aktuell höher als je zuvor in den letzten gut zwei Millionen Jahren.
Beispiellos ist dabei vor allem das Tempo der Veränderungen: „Die globale Oberflächentemperatur hat sich seit den 1970er Jahren schneller erhöht als in jeder anderen 50-Jahres-Periode der letzten 2.000 Jahre“, so der IPCC. Der Meeresspiegel sei seit 1900 schneller angestiegen als in jedem früheren Jahrhundert der letzten 3.000 Jahre.
Menschlicher Einfluss klar ersichtlich
Der neue Klimabericht bestätigt auch, dass die beobachteten Veränderungen des Erdklimas nicht allein durch natürliche Schwankungen erklärbar sind: Den aktuellen Daten zufolge hat natürliche Variabilität nur einen Anteil von rund 0,2 Grad an den Veränderungen, der Rest geht auf anthropogene Einflüsse zurück, so der IPCC. Dies wird unter anderem daran deutlich, dass selbst die präzisierten und vervollständigten Klimamodelle die aktuellen Beobachtungen nicht nachvollziehen können, wenn nicht der anthropogene Einfluss mit einbezogen wird.
Konkret ist es laut IPCC-Bericht sehr wahrscheinlich, dass die Treibhausgas-Emissionen der Treiber der Erwärmung und des Eisrückgangs in der Arktis sind. Auch für die Veränderung der Sturmbahnen in den mittleren Breiten sei menschlicher Einfluss wahrscheinlich. Bei der Erwärmung der Meere und der Versauerung der Ozeane sind sich die Autoren sogar „so gut wie sicher“, dass der menschliche Einfluss dahintersteht.
Klimasensitivität eingegrenzt
Gestützt werden diese Aussagen von einer Präzisierung der Klimasensitivität – der Abhängigkeit der Erwärmung vom CO2-Gehalt der Atmosphäre. Im Bericht von 2013 lag die Spanne für den Erwärmungseffekt eines verdoppelten CO2-Gehalts noch bei 1,5 bis 4,5 Grad, inzwischen wurde die Spanne auf 2,5 bis vier Grad eingeengt. Damit ist inzwischen klarer abschätzbar, welche konkreten Folgen eine Erhöhung der Treibhausgaswerte auf das Klimasystem hat.
„Jede 1.000 Gigatonnen CO2 der kumulativen CO2-Emissionen verursachen einen Anstieg der globalen Oberflächentemperaturen um 0,27 bis 0,63 Grad, im Mittel von 0,45 Grad“, heißt es im Bericht.
Zunahme der Wetterextreme
Der aktuelle Weltklimabericht bestätigt, dass die Wetterextreme weltweit deutlich zugenommen haben – und dass auch daran der Mensch schuld ist. „Seit dem Fünften Sachstandsbericht (AR5) gibt es stärkere Belege für beobachtete Veränderungen von Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen sowie insbesondere für deren Zuordnung zum Einfluss des Menschen“, heißt es.
So sei es so gut wie sicher, dass Hitze-Extreme, darunter auch Hitzewellen seit den 1950er Jahren über den meisten Landflächen häufiger und intensiver geworden seien. Ähnliches gilt laut Bericht für Starkregen-Ereignisse. Stark erhöht hat sich auch die Häufigkeit der besonders verheerenden Kombinationen gleich mehrerer Wetterextreme, beispielsweise von Hitze und Dürre, von Wetterbedingungen, die starke Brände begünstigen oder Überflutungen, so der IPCC.
„Mit jedem zusätzlichen Quäntchen der globalen Erwärmung werden auch die Veränderungen in den Wetterextremen größer“, heißt es im Bericht. „Jedes halbe Grad mehr bewirkt eine spürbare Zunahme in der Häufigkeit und Intensität der Hitzewellen, des Starkregens sowie der Dürren in einigen Regionen“, berichten die Autoren. Schon bei einer Erwärmung von 1,5 Grad werde es zudem zu Extremereignissen kommen, die in der Beobachtungsgeschichte beispiellos seien.
Konkretisierte Prognosen
Bei den Prognosen zeigt der sechste Weltklimabericht: Bis 2040 wird die Erwärmung in jedem Fall 1,5 Grad erreicht haben – egal, wie gut unsere Klimaschutzbemühungen greifen. Der 1,5-Grad-Wert gilt als der Bereich, bis zu dem Klimafolgen noch halbwegs beherrschbar bleiben. Die Schwelle von zwei Grad Erwärmung würde im Verlauf dieses Jahrhunderts bei gemäßigtem und kaum vorhandenem Klimaschutz ebenfalls überschritten werden. Werden die Emissionen nicht kurzfristig drastisch gesenkt, könnte das Zwei-Grad-Ziel sogar schon 2050 gerissen werden.
„Wenn es keine unmittelbaren, schnellen und großskaligen Reduktionen der Treibhausgas-Emissionen gibt, wird eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 oder zwei Grad unerreichbar sein“, so der IPCC. Der Bericht beziffert dabei auch das CO2-Budget, das der Menschheit noch bleibt, wenn die Klimaschutzziele eingehalten werden sollen. Demnach dürften die Menschheit nur noch 300 Gigatonnen CO2 freisetzen, wenn das 1,5-Grad-Ziel mit 83-prozentiger Wahrscheinlichkeit eingehalten werden soll. Für das Zwei-Grad-Ziel bleiben uns noch 900 Gigatonnen CO2.
„Dieser Bericht ist ein Realitäts-Check. Wir haben nun ein weit klareres Bild des vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Klimas“, konstatiert Valérie Masson-Delmotte, Co-Leiterin der für den Bericht federführenden Working Group I. „Das ist existenziell, um zu verstehen, wohin wir steuern, was getan werden kann und wie wir uns vorbereiten können.“
Quelle: Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), World Meteorological Organization (WMO)