Die Zeit läuft: In Madrid beginnt heute die 25. Weltklimakonferenz – mit zwei großen Herausforderungen. Denn Hauptthemen des Klimagipfels sind die Neuregelung des Emissionshandels sowie ehrgeizigere Klimaschutzziele der Länder. Bisher allerdings schaffen es viele Staaten nicht einmal, die bisher gesteckten Ziele zu erreichen, geschweige denn noch ehrgeizigere. Und der Emissionshandel sorgte schon im letzten Jahr für Streit.
Ziel des Klimaabkommens von Paris ist eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal zwei Grad, noch besser 1,5 Grad. Denn schon dieses halbe Grad wirkt sich in Bezug auf die Schwere der Klimafolgen erheblich aus, wie 2018 ein Bericht des Weltklimarats IPCC aufzeigte. Bisher allerdings reichen die Selbstverpflichtungen nicht einmal ansatzweise aus, um das Klimaschutzziel von Paris zu erreichen. Nach Berechnungen des UN-Umweltprogramms (UNEP) steuern die bisherigen Beschlüsse auf 3,2 Grad Erwärmung zu. Zudem steigt der globale Treibhausgas-Ausstoß weiterhin ungebremst.
„Zeit zu handeln“
Der Weltklimagipfel in Madrid soll nun die entscheidende Wende bringen – so die Hoffnung von UN Generalsekretär Antonio Guterres: „Der Klimawandel ist eine dramatische Bedrohung für die menschliche Gesundheit und Sicherheit geworden“, sagte er im Vorfeld der Konferenz. Die Menschheit führe einen Krieg gegen die Natur mit schon jetzt fatalen Folgen: „Klimabedingte Naturkatastrophen werden immer häufiger, tödlicher und zerstörerischer“, so Guterres.
Das offizielle Motto der aktuellen Weltklimakonferenz lautet: „Zeit zu handeln“. Noch bis 13. Dezember werden Delegierte und Regierungsvertreter der Vertragsstaaten darüber verhandeln, wie der Klimaschutz verbessert werden kann – unter denkbar schwierigen Bedingungen. Denn die USA, einer der größten CO2-Emittenten weltweit, haben bereits ihren Austritt aus dem Pariser Abkommen eingeleitet. Brasilien ist zwar noch dabei, lehnt aber bisher nahezu jedes Zugeständnis an den Klimaschutz ab.
Diskussionspunkt 1: Länderübergreifende Ausgleichsmaßnahmen
Ein großes Thema auf der Konferenz ist der Artikel 6 des Pariser Abkommens. In ihm wird geregelt, wie Staaten oder Unternehmen sich Ausgleichsmaßnahmen auf ihr eigenes Emissionsbudget anrechnen können. Wenn beispielsweise Deutschland Aufforstungen oder Solarkraftwerke in Afrika fördert und dadurch dort Treibhausgas-Emissionen einspart, soll es sich diese Einsparungen anrechnen können – zum Beispiel in Form von CO2-Lizenzen.
Einige Länder, darunter Brasilien, fordern jedoch, dass auch das Empfängerland sich diese Maßnahmen anrechnen lassen darf. Verhandelt werden muss deshalb nun darüber, wie eine doppelte Anrechnung vermieden werden kann und wie ein gerechter Umrechnungsfaktor aussehen kann. Beim letzten Klimagipfel in Polen gelang es den Vertragsstaaten nicht, hier eine Einigung zu finden.
Diskussionspunkt 2: Ehrgeizigere Klimaschutzziele
Das zweite Hauptthema der Weltklimakonferenz sind die Klimaschutzziele der Länder und ihre dringend nötige Verschärfung. Erst vor wenigen Tagen hat das UN-Umweltprogramm UNEP in seinem „Emissions Gap“-Bericht aufgezeigt, wie groß die Lücke zwischen den bisherigen Selbstverpflichtungen der Länder und dem für einen effektiven Klimaschutz Nötigen ist. Denn bisher steuern die nationalen Klimaschutzziele auf 3,2 Grad Erwärmung zu – und selbst diese werden von vielen Ländern, darunter auch Deutschland, wohl nicht erreicht.
Offiziell sollen die Vertragsstaaten bis Ende 2020 neue Emissionsziele einreichen. Deshalb wird es auf der COP25 darum gehen, sich schon im Vorfeld auf möglichst ehrgeizige neue Ziele zu einigen. Dem UNEP-Bericht zufolge müssten die CO2-Emissionen zwischen 2020 und 2030 jedes Jahr um 7,6 Prozent sinken, wenn das 1,5 Grad-Ziel erreicht werden soll. Insgesamt entspricht dies einer Emissionsminderung um 45 Prozent bis 2030. Dafür allerdings müssten die aktuell eingereichten Klimaschutzziele um das Fünffache verschärft werden.
„Kollektives Versagen“
„Unser kollektives Versagen, früh und hart gegen den Klimawandel vorzugehen bedeutet nun, dass wir tiefe Einschnitte bei den Emissionen machen müssen“, sagt UNEP-Exekutivdirektor Inger Andersen. „Die Länder können nicht bis Ende 2020 warten, um aktiv zu werden. Sie – und jede Stadt, jede Region, jedes Unternehmen und jeder Einzelne – müssen jetzt handeln.“
Ähnlich sieht es auch Patricia Espinosa, Exekutivsekretärin des UN-Klimaprogramms: „Das kleine Handlungsfenster, um den Klimawandel anzugehen, schließt sich rapide. Wir müssen dringend alle Werkzeuge der multilateralen Kooperation nutzen, um auf der COP25 mit dem ehrgeizigeren Klimaschutz zu beginnen.“ Ob das allerdings gelingt, muss sich in den nächsten zwei Wochen zeigen.
Quelle: UNFCC, UNEP