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Weltweit größtes Tunnelforschungsprojekt startet an der TU Graz

Verkehrsnetz untertage

Modell von "Tunconstruct" © TU Graz/Carlos Bosch, Dragados

Ein Stadtbummel ohne links, rechts und noch mal links schauen, ohne Autoabgase, ohne Feinstaub ohne Blechlawinen am Straßenrand. Wäre das nicht schön? Sicherlich ein Bild der Vergangenheit, aber vielleicht auch eine Zukunftsvision. Mit dem EU-Projekt „Tunconstruct“, dass sich mit der Entwicklung von Technologien beschäftigt, die den unterirdischen Raum nutzbar machen sollen, kommt die Realität der Vision vielleicht ein Stück näher. Unlängst startete das bis jetzt weltweit größte Projekt zum Thema Tunnel- und Tiefbau mit 41 Partnern aus elf Mitgliedsländern der EU. Geleitet wird das 26 Millionen Euro Projekt vom Institut für Baustatik der TU Graz.

Transport von Gütern und Menschen sind in einer Stadt unerlässlich, doch nichts besagt, dass nicht zumindest ein größerer Teil dieser Funktionen als bisher in den Untergrund verlagert werden können, wie es heute schon mit U-Bahnen, Abwässern und Stromversorgung der Fall ist. Denn im Gegensatz zur Oberfläche liegen hier noch riesige Raum-Reserven brach, die bis dato kaum genutzt werden. Allerdings sind Kosten, aber auch Risiken des unterirdischen Bauens höher als beim Hochbau. Dies soll die im 6. Rahmenprogramm der EU geförderte Forschungsoffensive durch einen Technologieschub ändern.

Sicherer und billiger Bauen

Besonderes Augenmerk richtet „TUNCONCSTRUCT“ auf sichere und kostengünstige Tunnel für Straßen- und Schienenverkehr. Um Europa flächendeckend zweispurig zu untertunneln, müssten in den nächsten fünfzehn Jahren etwas 2.100 Kilometer Tunnel gebaut werden. Dies würde schätzungsweise 300 Milliarden Euro kosten. Damit, glaubt der Projektleiter Gernot Beer von der TU Graz, könnte „sogar das Transitproblem für Österreich gelöst werden. Um die geplanten Vorhaben rasch durchführen zu können, müssen Kosten und Bauzeit reduziert werden. Dazu ist es notwendig, alle Prozesse im Untertagebau zu optimieren“. Verschiedene Tunnelbetreiber und Bauträger haben bereits zugesagt, dass sie das Projekt unterstützen indem sie u.a. Entwicklungen testen.

Doch nicht nur der Bau, auch die Wartung und Unterhaltung der Tunnel soll günstiger werden. Denn diese Kosten können oft während der Lebenszeit eines Tunnels genauso viel verschlingen, wie der Bau selbst. Roboter und in die Röhre eingebettete Sensoren sollen erhebliche Zeit und Kosten sparen. „Lange Sperren von Tunnels für Wartung und Instandsetzung könnten bald der Vergangenheit angehören. Statt Menschen werden Roboter in den Tunnel geschickt, die die anfallenden, mitunter gefährlichen Aufgaben schneller und effizienter erledigen“, blickt Beer zuversichtlich in die Zukunft. Hinzu kommt, dass ein effizienterer Datenaustausch auf der Baustelle zu weniger Kosten und mehr Sicherheit führen soll. Neuartige Baumaschinen und automatische Abläufe sorgen dafür, dass Arbeiter sich möglichst wenig in gefährlichen Bereichen aufhalten müssen.

Tunnelbaukompetenz „Made in Styria“

„Die TU Graz wird damit europäisches Tunnelbau-Kompetenzzentrum und macht die steirische Landeshauptstadt so zur internationalen Tunnelbau-Metropole“, zeigt sich TU-Rektor Hans Sünkel stolz über den Erfolg des Projektantrags seiner Universität. „Unsere Wissenschaftler genießen im Tunnelbau seit vielen Jahren Weltruf. Wir werten es als erfreuliche Bestätigung, dass Europa bei dieser Forschungs-Großoffensive auf die Kompetenz von Professor Beer und seinen Mitarbeitern vertraut“, freut auch sich Wolfgang von der Linden, Vizerektor für Forschung und Technologie der TU Graz.

(TU Graz; Kirsten Achenbach/RCOM-Bremen, 08.09.2005 – AHE)

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