Rund 1,6 Millionen Fische werden in der EU jährlich im Rahmen von Tierversuchen eingesetzt, um beispielsweise die schädlichen Auswirkungen chemischer Substanzen auf Pflanzen und Tiere zu untersuchen. Die Europäische Kommission hat jetzt passend zum Welttierschutztag am 4. Oktober 2005 ein neues Testverfahren vorgestellt, das zehntausenden von Fischen das Leben retten könnte.
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Das Gemeinschaftsrecht verlangt eine Bewertung der Umweltrisiken aller neuen chemischen Verbindungen. Die ökotoxikologischen Auswirkungen dieser Chemikalien werden anhand von Tests bestimmt, bei denen Algen, Wasserflöhe (Daphnien) und Fische verwendet werden. Jede geprüfte Chemikalie wird abhängig von der Konzentration eingestuft, die bei der empfindlichsten der drei Arten toxische Wirkung zeigt.
Nach Analyse der seit 1981 erfassten Testergebnisse neuer Chemikalien stellte die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission fest, dass Fische nur in seltenen Fällen empfindlicher reagieren als Algen und Daphnien.
Algen und Daphnien statt Fische
Wissenschaftler der Kommission haben in Zusammenarbeit mit dem britischen Unternehmen AstraZeneca Global Safety Health and Environment ein einfaches, aber äußerst effektives Konzept entwickelt. Dieses beinhaltet erste Prüfungen mit Algen und Daphnien. Fische werden nur für Prüfungen beim niedrigsten Konzentrationswert verwendet, bei dem toxische Wirkungen an Algen und Daphnien festgestellt werden. Überleben die Fische bei dieser Konzentration, ist keine weitere Prüfung erforderlich.
Die Analyse solcher Prüfungen während der letzten zwölf Monate lieferte überzeugende Ergebnisse und lässt darauf schließen, dass die Anzahl der Fische, die derzeit für Versuche verwendet werden, bei Verwendung des neuen Konzepts um die Hälfte verringert werden kann. Zudem gelten die Ergebnisse für alle Arten von Verbindungen – von Chemikalien für Verbrauchsgüter bis zu Schädlingsbekämpfungsmitteln und Arzneimitteln.
Dies ist ein neuer und signifikanter Beitrag zur Verringerung der Tierversuche in Europa, der auch im Hinblick auf die bevorstehende Verabschiedung EU-weit geltenden Rechtsvorschriften für die Prüfung von Chemikalien (REACH) eine wichtige Rolle spielt.
Tierschutzbund will Tiertransporte stoppen
Unterdessen hat der Deutsche Tierschutzbund anlässlich des Welttierschutztags den Kampf gegen qualvolle, weltweite Tiertransporte auf der tierschutzpolitischen Agenda ganz nach oben gestellt. Jährlich werden nach Angaben der Organisation über 360 Millionen Tiere – Geflügel nicht eingeschlossen – über Europas Straßen „hin- und hergekarrt“. Für Lebendtiertransporte in so genannte EU-Drittstaaten werden allein in diesem Jahr voraussichtlich 77 Millionen Euro an Subventionen gezahlt, mehr als die Jahre vorher.
„Ich habe das Leid der Tiere im Hafen von Sète bei Marseille und Beirut in diesen Wochen erneut selbst gesehen. Die Bilder lassen mich nicht mehr los. Dass eine solche Qual mit Steuergeldern unterstützt wird, ist unfassbar. Wir fordern ein Ende der Subventionen für Lebendtiertransporte und auch ein Ende der Qual auf den europäischen Asphaltstrecken“, erklärt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
(EU-Kommission/Tierschutzbund, 04.10.2005 – DLO)