Ökologie

Wenn die Bäume Trauer tragen

WWF: Verfrühter Laubfall durch extreme Trockenheit und Hitze möglich

Extreme Trockenheit und Hitze könnten dieses Jahr ähnlich wie in 2003 zu verfrühtem Laubfall bei gestressten Bäumen in den deutschen Wäldern führen – zumindest, wenn sich das Wetter nicht grundlegend ändert. Darauf hat jetzt der WWF hingewiesen.

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„2003 begann der Herbst in den Wäldern im Durchschnitt sechs bis acht Wochen früher. Der Stress, den die Bäume damals hatten, ließ das Laub früher fallen. Für 2006 befürchten wir, dass die Bäume erneut schon im September Trauer tragen, wenn es innerhalb der nächsten vier Wochen nicht ausreichend regnet.“, so WWF-Waldexpertin Nina Griesshammer.

Bis heute hätten sich manche Wälder noch immer nicht von den Strapazen des Jahres 2003 erholt. Zwar könnten die aktuelle Hitze und die lange Trockenphase einem gesunden Wald nur wenig anhaben, der Großteil der deutschen Wälder gehe jedoch von vornherein geschwächt durch diesen Sommer. Viele Wälder leiden nach Meinung der WWF-Expertin seit Jahren unter zunehmender Versauerung, erhöhten Schadstoffeinträgen durch die Landwirtschaft, den Verkehr und die Industrie, unter starker Bodenverdichtung durch unsachgemäße Forstmethoden sowie unter einem enormen Artenverlust.

Wälder als chronische Patienten?

Steigen die Temperaturen und fällt kaum noch Regen, sind die letzten Wasserreserven in den Böden bald aufgebraucht. Vor allem geschwächte, sozusagen „gestresste“ Bäume bekommen schließlich Trockenrisse und haben dem nun einsetzenden verstärkten Borkenkäferbefall kaum noch etwas entgegenzusetzen.

Griesshammer: „Unsere Wälder sind chronische Patienten, denen ein heißer Sommer schnell zum Verhängnis werden kann.“ Außerdem steige die Gefahr von Waldbränden, führt Griesshammer weiter aus. Meist genüge ein einzelner Funke, ausgelöst etwa durch einen Zigarettenstummel oder durch Parken im hohen Gras, um vor allem im Mittelmeerraum ganze Wälder dem Erdboden gleichzumachen. Aber auch Brandenburg zählt in Mitteleuropa aufgrund des kontinentalen Klimas, sandiger Böden und riesiger Kiefern-Monokulturen zu den stark gefährdeten Gebieten.

Die WWF-Waldexpertin appelliert deshalb an die Bevölkerung, gerade in den kommenden Wochen besondere Vorsicht walten zu lassen. Sie rät, beim Grillen einen Sicherheitsabstand von mindestens 100 Metern zu Waldgebieten zu halten und keinen Müll in offenem Gelände zurückzulassen, da dieser rasch Feuer fangen könne. Um die Wälder von vornherein „wetterfester“ und weniger anfällig für Borkenkäferbefall oder Brände zu machen, fordert Griesshammer eine Umkehr in der Waldbewirtschaftung: Statt auf den schnellen Profit durch rasch wachsende Hölzer zu setzen, sollten die deutschen Forste großflächig in stabile Ökosysteme mit heimischen Baumarten, verschiedenen Pflanzenschichten und mit Totholzbeständen umgebaut werden.

(WWF, 28.07.2006 – DLO)

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