Werft für die Triremen
In Mounichia entdeckten Taucher bereits 2010 die Grundsteine von drei Kolonnaden sowie die Reste einer gewaltigen Mauer. Inzwischen haben die Forscher mit Hilfe von digitalen Scans und Tauchgängen sechs antike Werfthallen am Grund des Hafenbeckens identifiziert. Datierungen ergaben, dass die einst von Säulen gesäumten Hallen ab 520 vor Christus erbaut wurden. Sie stammen damit aus den Anfängen der Seemacht Athen.

In den beiden Hafenbecken Zea Harbour und Mounichia wurden die Archäologen fündig. © GoogleEarthPro / Carlsberg Foundation
„Es ist faszinierend sich vorzustellen, dass einige der Athener Kriegsschiffe, die vor Salamis im Jahr 480 vor Christus kämpften, wahrscheinlich in diesen Hallen untergebracht waren“, sagt Lovén. Zu den Kriegsschiffen, die in Mounichia stationiert waren, gehörten auch die berühmten Triremen. Diese von in drei Etagen übereinander sitzenden Ruderern angetriebenen Schiffe waren zu dieser Zeit der wichtigste und erfolgreichste Schiffstyp der Antike.
Gewaltige Befestigungen
Neben den Werfthallen haben die Archäologen in Mounichia die massiven Befestigungen des antiken Hafens gefunden – über deren monumentale Größe waren selbst sie überrascht. An der Südseite war Mounichia durch eine zehn Meter dicke und 146 Meter lange Kaimauer geschützt, die damals bis zu 15 Meter hoch gewesen sein muss, wie die Forscher berichten.
Von der wahrscheinlich ähnlich dicken Nordmauer des Hafens ist neun Meter hoher Rest eines stabilen Wachturms erhalten, der einst die 13 Meter breite Hafeneinfahrt schützte. „Es muss ein beeindruckender Anblick gewesen sein für die Reisenden, die in der Antike an den befestigten Marinebasen von Piräus vorbeisegelten“, sagt Lovén. „Keiner würde damals die Seemacht von Athen bezweifelt haben.“

3D-Rekonstruktion der doppelten Werfthallen in Zea Harbour © Brian Klejn-Christensen
Zwei Fußballfelder große Hallen
Doch Mounichia war nur ein Teil der ausgedehnten Werften und Häfen der athenischen Flotte. In einem Hafenbecken westlich von Mounichia, Zea Harbour, haben die Forscher um Lovén weitere, noch umfangreichere Anlagen der griechischen Marine entdeckt. Sie wurden im vierten Jahrhundert vor Christus während des zweiten Goldenen Zeitalters der Seemacht Athen konstruiert, wie die Wissenschaftler berichten.
Anhand der Reste von Säulen, Wänden, Rampen und Gängen schließen die Archäologen, dass hier über 150 Jahre hinweg mindestens sieben verschiedenen Arten von Werfthallen und Rampen gebaut und genutzt wurden. Unter ihnen waren Hallen von 80 bis 90 Metern Länge, in denen mehrere Kriegsschiffe Bug an Bug gebaut und gelagert werden konnten. Rund zwei Fußballfelder groß, gehörten sie zu den größten Gebäudekomplexen der Antike, so Lovén und seine Kollegen.
Ende einer Seemacht
An der Südwestseite von Zea Harbour entdeckten die Forscher zudem sieben Rampen, die mit acht Metern Breite und 43 Metern Länge ungewöhnlich groß waren. Sie vermuten, dass über diese ein neuer Typ Kriegsschiff ins Wasser gelassen wurde, den die Athener am Ende ihrer Blütezeit, gegen 325 vor Christus entwickelt hatten. Diese sogenannten Penteres trugen 380 Mann Besatzung und waren 45 Meter lang – für damalige Zeit echte Giganten.
Doch selbst diese neue Kriegstechnologie konnte den Niedergang der Seemacht Athen nicht mehr aufhalten: 322 vor Christus verlor der Stadtstaat seine Vormachtstellung auf See, als eine Flotte der Mazedonier die Athener besiegte. Die mächtigen Hafenanlagen und Werften von Piräus versanken in den folgenden Jahrtausenden immer weiter im Wasser und Schlamm, weil der Meeresspiegel dort seit der Antike um 40 bis 50 Meter angestiegen ist, wie Lovén und seine Kollegen anhand der Ruinen ermittelten.
(Carlsbergfondet, 16.06.2016 – NPO)
16. Juni 2016