"Milder Februar, elend das ganze Jahr" – wenn es nach dieser alten Bauernregel ginge, müssten uns im Umkehrschluss rosige Zeiten bevor stehen. Im Februar 2003 waren die Temperaturen nach Auskunft des Deutschen Wetterdienstes um zwei bis drei Grad niedriger als das langjährige Mittel von 0,4 Grad Celsius. Im Allgäu war es mit -23 Grad Celsius am kältesten. Die Temperaturen im Rheinland hingegen erreichten 18 Grad Celsius. Aber der Februar war auch zu trocken. In Deutschland gab es gut ein Drittel weniger Niederschläge. Das Hoch Helga bescherte uns überdurchschnittlich viel Sonnenschein. Auf der Sonnenseite standen besonders Sachsen und Brandenburg. Denn hier wurde der trockenste Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen.
Luft mit Eigenschaften
Temperatur ist eine Eigenschaft von Luft, die von "Frostbeulen" anders empfunden wird als von "Heißblütlern". Unser Temperaturempfinden stellt eben keine absolute Messmöglichkeit dieser Größe dar. Eine genaue Messung der Lufttemperatur ist jedoch Voraussetzung für die Beschreibung und das Verständnis von Wettergeschehen und Klima. Temperaturmessung erfolgt deshalb unter bestimmten standardisierten Bedingungen: abgeschirmt von störenden Einflüssen wie Sonnenstrahlung, mit ausreichender Belüftung und zwei Meter über dem Boden.
Seit 1856 werden diese Messungen weltweit systematisch durchgeführt. Daher weiß man laut Klimastatement der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft, dass sich die bodennahe Luft in Deutschland in den letzten Hundert Jahren um 0,9 Grad Celsius erhöht hat. Die Winter sind danach in den letzten dreißig Jahren auch wärmer geworden, und zwar im Mittel um mehr als 1,5 Grad Celsius. Ursache für den starken Temperaturanstieg im letzten Jahrzehnt ist eine Verstärkung des Treibhauseffekts durch die zusätzliche Abgabe von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen an die Atmosphäre.
Klima ist nicht gleich Wetter
Der Februar 2003 will sich mit den genannten Messergebnissen jedoch nicht so recht in dieses Bild einordnen. Wann immer das Wetter Kapriolen schlägt, neigen einige dazu dies auch mit dem menschlich verursachten Klimawandel zu erklären. Wettereignisse mit Klima oder Wetterextreme mit Klimawandel gleichzusetzen, erweist der Diskussion aber einen Bärendienst. Als Klima bezeichnet man den langjährigen Mittelwert des Wetters sowie seine mittleren Abweichungen. Die systematische Erfassung der Temperatur seit etwa 150 Jahren, liefert also eine solide Datengrundlage.
Sowohl das Wetter als auch das Klima unterliegen starken Schwankungen. Dies weiß man aus den Klimaarchiven wie zum Beispiel Seesedimenten oder Eiskernen. Ein einmaliges Archiv stellt der Eiskern der russischen Antarktisstation Vostok dar, aus dem sich über 420.000 Jahre Klimageschichte rekonstruieren lassen. Es zeigt den engen Zusammenhang zwischen Temperatur- und Kohlendioxidentwicklung.
Bevor das Wettergeschehen und Klima Gegenstand von Wissenschaft und Forschung wurde, verließen die Menschen sich auf ihre persönliche Wetterbeobachtung und ihre eigenen Regeln. Angesichts des Wetters zum Beginn dieses März, ist man geneigt sich folgender Bauernregel anzuschließen: Fürchte nicht den Schnee im März, darunter schlägt ein warmes Herz.
(GeoUnion, 13.03.2003 – Dr. Nicole Schmidt / GFZ Potsdam)