Staubige Zeitzeugen: Die Sahara könnte schon früher zur Wüste geworden sein als bislang angenommen. Denn schon vor rund 4,6 Millionen Jahren wehten Winde große Mengen an Wüstenstaub von Nordafrika auf die Kanarischen Inseln, wie nun eine Studie belegt. Demnach muss die Sahara damals schon intensive Trockenzeiten erlebt haben – auch wenn es danach immer wieder auch feuchtere, grünere Phasen gab.
Heute ist die Sahara die größte Trockenwüste der Erde – aber das war nicht immer so. Immer wieder durchlebte Nordafrika neben Trockenzeiten auch feuchtere, grünere Perioden. Sie könnten sogar unseren Vorfahren die Auswanderung aus Afrika erleichtert haben. Wahrscheinlich gab es sogar noch vor rund 10.000 Jahren im Saharagebiet große Flüsse und eine dichte Vegetation. Erst danach pendelte sich das Saharaklima endgültig auf trocken ein und machte die Region zur heutigen Wüste.
Ungeklärt ist jedoch bisher, wann die Sahara das erste Mal zur Wüste wurde. „Dies versuchen Forscher schon seit Jahrzehnten herauszubekommen“, sagt Daniel Muhs vom U.S. Geological Survey in Denver. „Einige jüngere Studien datieren dies auf den Beginn des Pleistozäns vor rund 2,6 Millionen Jahren. Andere sagen, es ist erst ein paar tausend Jahre her.“ Ein drittes Modell geht sogar von einem Alter der Sahara von bis zu sieben Millionen Jahren aus.
Fahndung nach fossilem Wüstenstaub
Doch welches Szenario stimmt? Um das klären, haben Muhs und seine Kollegen nun bei Nachbarn der Sahara nach Indizien gesucht – auf den Kanarischen Inseln. Denn sie liegen in dem Gebiet, durch das die vorherrschenden Winde große Mengen Saharastaub von Nordafrika aus über den Atlantik wehen. Das aber bedeutet: Immer dann, wenn die Sahara früher zur Wüste wurde, müsste auch Staub durch den Wind bis auf die Kanaren geweht worden sein.
Die Forscher haben daher in Gesteinsformationen auf Fuerteventura und Gran Canaria gezielt nach Ablagerungen von solchem fossilen Wüstenstaub gesucht. „Diese Paläosole enthalten Quarz und Glimmer – Minerale, die in afrikanischem Staub häufig sind, aber in den Basaltgesteinen der Kanaren selten vorkommen“, erklärt Muhs.
Staubschübe schon vor Millionen Jahren
Und tatsächlich: Zwischen den Lavaschichten der kanarischen Gesteinsformationen fanden die Wissenschaftler auch immer wieder dünne Ablagerungen von feinkörnigem Wüstenstaub. Anhand der gut datierbaren Lava konnten sie zurückverfolgen, wann diese Staubschübe aus Nordafrika über die Kanarischen Inseln geweht wurden. Sie stammen demnach aus der Zeit vor 400.000 Jahren, vor 2,3 bis 1,46 Millionen Jahren, vor 3,0 bis 2,9 Millionen Jahren und vor 4,8 bis 2,8 Millionen Jahren.
Das aber bedeutet: Die Sahara muss schon vor mindestens 4,6 Millionen Jahren eine Trockenperiode durchlebt haben. Dieses Alter stimme gut mit den Daten von Sedimentbohrkernen überein, die Forscher kürzlich vor der Küste Westafrikas entnommen haben, wie Muhs und sein Team berichten. Auch in diesen fanden sich rund 4,6 Millionen Jahre alte Ablagerungen von fossilem Wüstenstaub.
Wüste mindestens seit dem Pliozän
„Demnach existierte die Sahara als zumindest intermittierende Staubquelle schon in einem Großteil des Pliozäns und bis in das Pleistozän hinein“, sagen Muhs und seine Kollegen. Weil sie die Gesteinsformationen nicht weiter als bis in diese Zeit zurückverfolgen konnten, ist nicht ausgeschlossen, dass die Saharawüste sogar noch älter ist: „Wir könnten weiter in der Zeit zurückgehen, wenn wir die entsprechenden Paläosole finden würden“, sagt Muhs. (Geological Society of America, Annual Meeting 2019; Abstract)
Quelle: Geological Society of America