Seit Beginn der Industrialisierung hat sich die Temperatur der Erde um fast ein Grad Celsius erhöht. Die Folgen dieser Entwicklung sind inzwischen unübersehbar: die Zunahme von Wetterextremen und starken Hurrikans, die fortschreitende Eisschmelze in den Polargebieten oder das Ansteigen des Meeresspiegels. Da die genauen Auswirkungen auf die Weltmeere jedoch noch weitgehend unbekannt sind, sie zugleich aber auch eine große Rolle im globalen Klimageschehen spielen, stehen sie im Fokus des Kieler Forschernetzwerkes „Ozean der Zukunft“.
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Der Mensch hat durch den Ausstoß klimarelevanter Spurengase wie Kohlendioxid und Methan maßgeblich zur globalen Erwärmung beigetragen. Nach Berechnungen des Kieler Klimamodells ist eine weitere Erderwärmung um bis zu fünf Grad Celsius bis 2100 möglich, falls der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid sich in den kommenden Jahrzehnten wie bisher fortsetzt. Eine der womöglich folgenreichsten Konsequenzen ist der Anstieg des Meeresspiegels, der bis 2100 etwa einen Meter erreichen könnte.
Ausdehnung des Meerwassers
Doch die Kieler Forscher erstellen nicht nur globale Klimamodelle, sondern richten ihren Blick zudem auf mögliche Änderungen hier in Deutschland. Denn auch die deutschen Küsten wären von einem derart dramatischen Anstieg massiv betroffen. Der Anstieg ist Folge einerseits der Wärmeausdehnung des Meerwassers, thermische Expansion genannt, und andererseits des Abschmelzens der Gebirgsgletscher sowie von Teilen der grönländischen und antarktischen Eisschilde.
Durch Veränderungen von Meeresströmungen kann der Meeresspiegelanstieg außerdem regional sehr unterschiedlich ausfallen. Gerade im Bereich des Nordatlantiks besteht die Gefahr, dass sich durch eine Abschwächung des Golfstroms der Meeresspiegel stärker erhöht als im globalen Mittel. Einmal angestoßen wird sich der Meeresspiegelanstieg selbst nach Stabilisierung der atmosphärischen Spurengaskonzentrationen noch sehr lange, das heißt über das Jahr 3000 hinaus fortsetzen. Viele uns nachfolgende Generationen hätten also mit dem Meeresspiegelanstieg zu kämpfen.
Interdisziplinäres Forschernetzwerk
Das Kieler Forschernetzwerk „Ozean der Zukunft“ ist ein in Deutschland einmaliger Zusammenschluss von Meeres-, Geo- und Wirtschaftswissenschaftlern sowie Medizinern, Mathematikern, Juristen und Gesellschaftswissenschaftlern, die sich die multidisziplinäre Erforschung der Risiken des globalen Wandels und deren Auswirkungen auf die Ozeane zum Ziel gesetzt haben. „Es ist unser Anliegen, die Prozesse verbunden mit diesem Wandel zu verstehen, sowie die zukünftigen Chancen und Risiken des Ozeans für den Menschen herauszuarbeiten“, erklärt Prof. Martin Visbeck vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR).
Das Netzwerk wurde im Dezember 2005 in Kiel gegründet und beteiligt sich unter anderem an einem Forschungsantrag im Rahmen der Exzellenzinitiative der deutschen Bundesregierung zusammen mit den Bundesländern. Zu den Kieler Partnern gehören 26 Institute der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), das Leibniz-Institut für Weltwirtschaft (IfW) und die Muthesius Kunsthochschule.
(IFM-GEOMAR, 17.10.2006 – AHE)