Meeresspiegel-Anstieg konkret: Ein neuer Monitor im Internet zeigt, wie sich die Pegel an Nord- und Ostsee entwickeln und wie stark sich dort der Meeresspiegel-Anstieg bemerkbar macht. Die auf aktuellen und historischen Wasserstandsdaten beruhende Seite gibt Auskunft über den Trend der letzten 100 und 50 Jahre und setzt ihn ins Verhältnis zum globalen Meeresspiegel-Anstieg, liefert aber auch Prognosen für de Zukunft.
Durch die Erwärmung der Meere, aber auch das Abtauen der Gletscher steigen die Meeresspiegel weltweit – und immer schneller. 2006 bis 2015 waren es im globalen Durschnitt noch rund 3,6 Millimeter pro Jahr, 2019 wurden jedoch bereits Rekordwerte von 6,1 Millimetern erreicht. Schon jetzt werden einige flache Küsten dadurch häufiger überflutet, einige Küstenbereiche könnten auf Dauer sogar unbewohnbar werden.
Aktuelle Meeresspiegel-Trends für acht Messstationen
Doch wie sieht es an den deutschen Küsten aus? Wie stark steigen die Pegel an Nord- und Ostsee? Das zeigt nun der neue Meeresspiegel-Monitor vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG). Er richtet sich an alle Menschen, die an der Küste wohnen, entscheiden und langfristig planen. Auf der frei im Internet verfügbaren Seite sind historische und aktuelle Wasserstände von acht Messstationen – vier an der Nordsee und vier an der Ostsee – aufgeführt.
Kurven und Texte informieren darüber, wie der Meeresspiegel sich im 100- und 50-Jahres-Trend an den deutschen Küsten entwickelt hat. Zudem gibt es eine Prognose darüber, wie sich die Pegel entwickeln werden, wenn der Trend sich bis 2100 fortsetzt. „Durch die regelmäßige Aktualisierung der Auswertungen können wir nun früh erkennen, ob der Meeresspiegelanstieg auch bei uns an Fahrt aufnimmt und wo uns ein „Weiter so“ hinführen könnte“, sagt Insa Meinke vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht.
Anstieg der Pegel und Zunahme des Sturmflut-Risikos
Konkret ist an den Daten abzulesen, dass auch in Nord- und Ostsee die mittleren Wasserstände deutlich angestiegen sind. In den letzten 100 Jahren haben sich die Pegel im Schnitt um rund 15 bis 20 Zentimeter erhöht. Das entspricht ungefähr dem globalen mittleren Meeresspiegelanstieg im selben Zeitraum. Allerdings weist das Tempo des Pegel-Anstiegs an den meisten Messstellen starke mehrjährige Schwankungen auf.
Der Monitor gibt auch Auskunft darüber, welche Auswirkungen der Meeresspiegel-Anstieg auf die Sturmflutschwere an der jeweiligen Küste hat. So könnte Cuxhaven beispielsweise bei ungebremsten Klimawandel und Meeresspiegel-Anstieg im Jahr 2100 alle zehn Jahre ein Sturmflut erleben, wie sie bislang nur alle 116 Jahre auftritt. Wird der Treibhausgas-Ausstoß dagegen stark reduziert (Szenario RCP 2.5), verlängert sich die Wiederkehrperiode immerhin auf 28 Jahre.
Abgleich mit den IPCC-Prognosen
Da verschiedene Studien vermitteln, dass sich der Anstieg an unseren Küsten auch in Zukunft nur unwesentlich vom globalen Mittel unterscheiden wird, zeigt der Monitor an, ob die aktuellen Werte bereits Vorboten der IPCC-Szenarien sind: „Schreibt man den bisherigen Meeresspiegelanstieg an unseren Küsten bis 2100 fort, so zeichnet sich das Worst Case Szenario des IPCC bisher bei uns nicht ab“, sagt Meinke. Dies könnte sich aber ändern. Das fortlaufende Monitoring des aktuellen Meeresspiegelanstiegs im Hinblick auf die IPCC-Szenarien ermöglicht die Früherkennung kritischer Entwicklungen. So können rechtzeitig notwendige Maßnahmen ergriffen werden.
Der neue Meeresspiegel-Monitor im Internet
Quelle: Helmholtz-Zentrum Geesthacht