Überraschend anders: Die meisten Wikinger waren keine blonden „Nordmänner“, sondern ähnlich gemischter Abstammung wie andere Menschen ihrer Zeit. Unter ihren Vorfahren waren Steppenkrieger, anatolische Bauern und auch baltische und mitteleuropäische Ahnen, wie Genanalysen von 442 Wikingern aus verschiedensten Teilen Europas enthüllen. Und auch innerhalb der Wikingerpopulation gab es deutliche Unterschiede.
Die Wikinger haben die Geschichte Europas entscheidend geprägt. Vor rund tausend Jahren waren sie nicht nur als räuberische Krieger gefürchtet, ihr Netz von Siedlungen, Handelszentren und Handelsrouten erstreckte sich auch über ganz Europa und bis nach Grönland und Nordamerika. Entsprechend weitreichend war ihr Einfluss: „Die Wikinger exportierten Ideen, Technologien, Sprache, Religion und Alltagspraktiken in diese Regionen“, erklären Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen und seine Kollegen.

Spurensuche im Erbgut von 442 toten Wikingern
Doch wer waren die Wikinger wirklich? Dem Klischee nach waren die „Nordmänner“ allesamt blonde Hünen skandinavischer Abstammung. Doch in den letzten Jahren haben einige archäologische Funde Zweifel an dieser Annahme geweckt: In Dänemark wurde ein Wikingergrab gefunden, in dem eine Kriegerin slawischer Abstammung lag. Und einige Wikinger trugen sogar arabische Schriftzeichen auf ihrer Begräbniskleidung.
Um die genetische Basis der Wikingerkultur zu entschlüsseln, haben nun Willerslev und sein Team das Erbgut von 442 Männern, Frauen und Kindern aus europäischen Wikingergräbern analysiert. Die geografische Verteilung der Gräber reicht von Russland und der Ukraine über Mittel- und Nordeuropa bis nach Grönland. Zusätzlich zogen die Forscher Vergleichsproben aus verschiedenen europäischen Populationen von der Bronzezeit bis heute hinzu.