Drastische Veränderungen: Viele Wildtierbestände sind nach dem Ende der Sowjetunion stark eingebrochen. Einzig der Wolf hat davon profitiert, seine Zahlen nahmen deutlich zu, wie ein internationales Forscherteam berichtet. Die meisten Arten erholten sich zwar seither von dem Zusammenbruch, das gilt aber nicht für alle. Die Wissenschaftler betonen darum im Magazin „Conservation Biology“, wie wichtig der Tierschutz auch in politisch unruhigen Zeiten sei.
In Europa breiten sich Raubtiere wie Wolf, Luchs und Bär in den letzten Jahren wieder aus, in vielen europäischen Ländern gibt es wieder stabile Populationen dieser Tiere. Auch nach Deutschland kehren sie zurück. Viele davon, besonders Wölfe und Elche, wandern von Osten her ein, aus Polen bis hin nach Russland.
Aber an den dortigen Wildtierbeständen sind das Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 und der folgende Wandel nicht spurlos vorrübergegangen. Wie genau sich ein solcher politischer Umbruch auf verschiedene Tierarten auswirkt, war bislang jedoch weitestgehend unerforscht. Die Bestände an großen Wildtieren vor und nach dem Ende der Sowjetunion haben Wissenschaftler um Tobias Kümmerle von der Humboldt-Universität zu Berlin darum nun genauer untersucht.
Spuren im Schnee
Für ihre Studie hatten die Forscher Zugang zu umfassenden Datensätzen, denn in der Sowjetunion wurden jeden Winter großflächig die Bestandszahlen erhoben. Dazu dienten Spuren im Schnee auf über 50.000 bekannten Routen der Tiere. Dieses Monitoring-System bestand auch nach 1991 weiter. „Dies ist ein wirklich einzigartiger Datensatz, der es uns erlaubte, die Situation vor und nach der Wende zu vergleichen“, sagt der Biogeograf Kümmerle.