Archäologie

Wrack von Antikythera war die Titanic ihrer Zeit

Antikes Schiffswrack birgt zahlreiche weitere Schätze und war größer als gedacht

Ein Tauch am Wrack, im Vordergrund ein Keramikkrug und ein Bronzering der Takelage © Brett Seymour/ Return to Antikythera 2014

Sie war die Titanic der Antike: Der vor mehr als 2.000 Jahren vor Antikythera gesunkene antike Frachter ist noch größer als gedacht. Neue Tauchgänge von Unterwasser-Archäologen haben nun nicht nur weitere, spannende Schätze aus dem Schiffswrack geborgen. Sie belegen auch, dass es sich um das größte bekannte Schiffswrack aus jener Zeit handelt.

Entdeckt wurde das Wrack von Antikythera bereits im Jahr 1900, als Schwammtaucher bei einem Sturm von ihrem normalen Terrain abgetrieben wurden. Als sie dann am neuen Standort tauchten, stießen sie auf ein Schiffswrack, das sich schnell als antik herausstellte. Es war zwischen 60 und 70 vor Christus gesunken, als es griechische Schätze von Kleinasien nach Rom bringen sollte. Vor der Insel Antikythera geriet es in einem Sturm und sank.

Zu tief für komplette Erkundung

Die Taucher bargen damals bereits zahlreiche Bronze- und Marmorstatuen, Schmuck, Möbel, Glas und den bis heute rätselhaften Mechanismus von Antikythera. Bald jedoch mussten die Tauchgänge aufgegeben werden, weil das Schiff in 55 Metern Tiefe lag und damit zu tief, um ohne Spezialtechnik unbeschadet tauchen zu können. Die Taucher zahlten damals einen hohen Preis: Einer von ihnen starb, zwei weitere wurden durch die Taucherkrankheit gelähmt.

Cheftaucher Philip Short inspiziert den am Wrack entdeckten antiken Bronzespeer © Return to Antikythera 2014

Jetzt ist ein Archäologenteam unter Leitung von Brendan Foley von der Woods Hole Oceanographic Institution und Theotokis Theodoulou von der griechischen Behörde für Unterwasserantiquitäten zum Wrack zurückgekehrt. Mit Hilfe von Stereo-Kameras an autonomen Tauchrobotern erstellten sie zunächst eine 3D-Karte des Fundgebiets. Dabei zeigte sich, dass die Wrackteile über mehr als 3009 Meter verstreut liegen und damit über eine viel größere Fläche als bisher angenommen.

Eine Titanic der Antike

Nähere Aufnahmen der mehr als einen Meter langen Bleianker und der Schiffsplanken belegen, dass das Schiff von Antikythera bis zu 50 Meter lang gewesen sein muss – und damit deutlich größer als bisher gedacht. „Die Belege zeigen, dass dies das größte antike Schiffswrack ist, das je entdeckt wurde“, sagt Foley. „Es ist die Titanic der alten Welt.“

Die Aufnahmen und anschließende Tauchgänge belegten aber auch, dass ein Großteil des Schiffswracks und seiner Fracht noch immer unter dem Sediment verborgen liegen. Einige Fundstücke haben die Taucher, die mit spezieller Rebreather-Technologie ausgestattet sind, bereits geborgen, darunter auch Teile von Tafelgeschirr.

Bronzespeer einer Göttinnen- oder Kriegerstatue

Am eindrucksvollsten jedoch ist ein zwei Meter langer Speer aus Bronze. Er ist zu groß und schwer, um als Waffe genutzt worden zu sein. Die Forschervermuten, dass er einst zu einer bronzenen Statue gehörte, möglicherweise der Kriegsgöttin Athene. Bereits 1901 hatten die frühen Taucher vier überlebensgroße Marmorstatuen von Pferden entdeckt, vielleicht gehörten diese zur Statue dazu, mutmaßen die Archäologen.

Die Archäologen haben die diesjährige Tauchsaison abgeschlossen, wollen aber die Erkundung des Wracks im nächsten Jahr fortsetzen. „Vor allem der Bronzespeer ist extrem vielversprechen“, sagt Theodolou. „Wir haben noch eine Menge zu tun, um alle Geheimnisse dieses Wracks zu lüften.“

(Woods Hole Oceanographic Institution, 13.10.2014 – NPO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Archäologie im Mittelmeer - Auf der Suche nach versunkenen Schiffswracks und vergessenen Häfen Von Michaela Reinfeld

Archäologie erleben - 50 Ausflüge in die Vergangenheit von André Wais, Karoline Müller und Tina Steinhilber

Die siebzig großen Erfindungen des Altertums - von Brian Fagan und Walter Spiegl

Rätsel der Archäologie - Unerwartete Entdeckungen - Unerforschte Monumente von Luc Bürgin

Top-Clicks der Woche