Vor rund 50.000 Jahren wurde Shanidar 3, ein Neandertaler im Nordosten des Irak, umgebracht. Was ihn tötete, haben jedoch erst jetzt Paläontologen durch die Rekonstruktion des möglichen Tathergangs herausgefunden. Ihr überraschendes Ergebnis: Seine Rippenverletzung stammt von einem Wurfspeer, einer Waffe, die damals nur die modernen Menschen, nicht aber die Neandertaler besaßen. Damit könnte Shanidar 3 der erste Beleg für zwischenartliche Aggression zwischen diesen beiden Frühmenschen sein.
{1l}
Neandertaler lebten während der Eiszeit in weiten Teilen Europas und dem Nahen Osten. Doch vor rund 50.000 Jahren erhielten sie Konkurrenz: Der moderne Mensch, unser direkter Vorfahre, war inzwischen aus Afrika eingewandert und breitete sich immer mehr aus. Vor rund 35.000 Jahren dann starben auch die letzen Neandertaler aus – warum ist bis heute umstritten. In einer Höhle im nordöstlichen Irak entdeckten Wissenschaftler Ende der 1950er Jahre neun Neandertalerskelette, einer davon, „Shanidar 3“ getauft, gehörte zu einem 40 bis 50 Jahre alten Mann mit leichten Anzeichen für Arthritis und einem scharfen, tiefen Schnitt in seiner linken neunten Rippe.
Kriminalfall der Vorzeit neu aufgerollt
Genau diese Verletzung gab Paläontologen lange Rätsel auf: War sie ein Jagdunfall? Ein Mord? Wer war der Täter? „Was wir haben, ist eine Rippenverletzung mit jede Menge Szenarien, die diese erklären könnten”, erklärt Steven Churchill, Assistenzprofessor für evolutionäre Anthropologie an der Duke Universität. „Die Menschen haben seit 50 Jahren über diese Rippenverletzung spekuliert. Einige hielte es für zwischenmenschliche Gewalt. Andere sagten, es könnte ein Unfall gewesen sein. Aber waren wirklich nur Neandertaler beteiligt? Jetzt haben wir zum ersten Mal experimentelle Beweise für Antworten auf diese Fragen geliefert.“