Neu entdecktes Phänomen: Gleich zwei schwere Starkbeben wurden von einer ungewöhnlichen Bewegungsumkehr des Untergrunds eingeleitet, wie Forscher entdeckt haben. Demnach ruckelte der Untergrund vor dem Chile-Beben 2010 und dem Japan-Beben 2011 in Zeitlupe erst ein Stück nach Westen, dann wieder zurück nach Osten. Dieses nie zuvor beobachtete „Zeitlupen-Ruckeln“ könnte vielleicht ein Vorbote solcher Starkbeben an Megathrust-Verwerfungen sein, so die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“.
Ob der Tsunami im Jahr 2004, das Japan-Beben im März 2011 oder das Starkbeben in Chile im Jahr 2010: Viele der schwersten Erdbeben weltweit ereignen sich an sogenannten Megathrust-Verwerfungen von Subduktionszonen. Dort kann die im Untergrund schräg verlaufende Plattengrenze bei einem plötzlichen Bruch besonders stark nach oben und zur Seite rutschen. Zudem scheint das Gestein an diesen Verwerfungen besonders spröde zu sein, wie Forscher vor einigen Jahren herausfanden.
Auffällige Bewegung vor dem Beben
Eine weitere Eigenheit zumindest einiger Megathrust-Verwerfungen haben nun Jonathan Bedford vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam und seine Kollegen entdeckt. Für ihre Studie hatten sie die Daten von mehr als 1.000 GPs-Messstationen ausgewertet, die entlang der Subduktionszonen vor Japan platziert sind. Über deren Daten lassen sich selbst kleine Bewegungen des Untergrunds in hoher Auflösung erfassen.
Als die Forscher die Messdaten für die Monate vor dem Tohoku-Beben vom März 2011 analysierten, stießen sie auf eine Besonderheit: Japan – und damit die aufliegende Erdplatte an dieser Subduktionszone – kehrte für kurze Zeit seine Bewegungsrichtung um. Der Untergrund wanderte erst rund vier bis acht Millimeter nach Osten, dann driftete er nach Westen und bewegte sich anschließend wieder zurück.