Ob bei der Immunabwehr oder dem Wachstum von Geweben: Das Aneinanderhaften von Zellen ist wichtig für viele Lebens- und Krankheitsvorgänge. Ausgelöst wird diese so genannte Zelladhäsion von speziellen Molekülen auf den Zelloberflächen. Einige dieser Adhäsionsmoleküle können von den Zellen „an“ und „aus“ gestellt werden. Forscher haben jetzt mit Hilfe eines theoretischen Modells nachgewiesen, dass die charakteristischen Zeiten, in denen die Adhäsionsmoleküle zwischen aktiven und inaktiven räumlichen Strukturen hin- und hergeschaltet werden, einen starken Einfluss auf die Adhäsion haben.
{1l}
Zellen haften an anderen Zellen mit Hilfe von Adhäsionsmolekülen, die sich an den Zelloberflächen befinden. Jedes Adhäsionsmolekül einer Zelle bindet dabei ein „Partnermolekül“ einer anderen Zelle. Die beiden Bindungspartner sind entweder identisch – wie zwei Hände, die sich gegenseitig halten – oder voneinander verschiedene Moleküle, die zueinander passen wie Schloss und Schlüssel. Cadherine beispielsweise sind Adhäsionsmoleküle, die häufig identische Cadherine binden und dadurch die Adhäsion gleicher Zellen beim Wachstum und der Regeneration von Körpergeweben bewirken. Integrine und Selektine dagegen binden verschiedenartige Adhäsionsmoleküle, etwa bei der Adhäsion von Leukozyten während der Immunabwehr.
Balance zwischen Anziehung und Abstoßung
Entscheidend für die Adhäsion zweier Zellen ist das Wechselspiel zwischen der Anziehung der Adhäsionsmoleküle und den abstoßenden Kräften, die von Fluktuationen der Zellmembranen und von großen, nicht adhäsiven Molekülen auf den Zelloberflächen herrühren. In einem gesunden Organismus haben Zellen die Kontrolle über die Balance zwischen Anziehung und Abstoßung. Bei einigen Krebsarten führen Mutationen der Adhäsionsmoleküle jedoch zu einer die Störung des Gleichgewichts und damit zu anomaler Zelladhäsion und dem Wachstum von Tumoren.