Wenn Zugvögel auf ihren Flügen zwischen Brut- und Überwinterungsquartier Tausende Kilometer zurücklegen, arbeitet ihr Navigationssystem mit faszinierender Präzision. Die Tiere nutzen dabei das Erdmagnetfeld zur Orientierung und nehmen dieses nicht nur mit dem Sehzentrum, sondern zusätzlich über einen zweiten Magnetsensor im oberen Teil ihres Schnabels wahr.
Dies haben Wissenschaftler der Universität Oldenburg sowie der Universität Auckland, Neuseeland, in einer neuen Studie herausgefunden, über die sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) berichten.
Zwei Regionen im Hirnstamm aktiv
„Unsere Versuche haben gezeigt: Zwei Regionen im Hirnstamm von Rotkehlchen sind aktiv, wenn die Vögel einem sich regelmäßig ändernden Magnetfeld ausgesetzt sind“, so Dominik Heyers von der AG „Neurosensorik“ in Oldenburg. Die aktuell vorliegende Untersuchung liefert Hinweise darauf, dass im Oberschnabel befindliche eisenmineralhaltige Kristallstrukturen, die über Nervenbahnen mit dem Hirnstamm verbunden sind, diese Aktivierung verursachen.
Eisenkristalle fungieren als Magnetfeldsensor
Die Eisenkristalle fungieren nach Angaben der Forscher als Magnetfeldsensor. Sie funktionieren wie eine „Karte“, mit der die Zugvögel ihren Standort bestimmen, vermuten die Wissenschaftler – während das visuelle System höchstwahrscheinlich als Kompass dient, der die Richtung liefert. Beides, Karte und Kompass, sind grundlegende Informationen, die die Zugvögel für eine genaue Navigation benötigen.
„Die neuen Ergebnisse können wichtige Erkenntnisse zum Schutz bedrohter Vogelarten liefern“, so Heyers. Durch ein umfassendes Verständnis ihrer Orientierungsmechanismen bestehe künftig die Chance, gefährdete Vogelpopulationen erfolgreich umzusiedeln.
Kompassrichtung als visueller Eindruck
Die AG „Neurosensorik“ unter der Leitung von Professor Henrik Mouritsen konnte bereits im Oktober 2009 das Geheimnis um eines der beiden Magnetsensorsysteme lüften: Zugvögel, so das damalige Forschungsergebnis, nehmen die Kompassrichtung des Magnetfeldes mit hoher Wahrscheinlichkeit als visuellen Eindruck wahr.
(idw – Universität Oldenburg, 05.05.2010 – DLO)