Skurriler Fund: In Lübeck haben Archäologen ungewöhnliche Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt: eine verkohlte, aber ansonsten gut erhaltenen Festtagstorte samt Kaffeegeschirr. Die sogar bis in ihre Verzierungen hinein konservierte Torte wurde bei einem Luftangriff in der Nacht zum Palmsonntag 1942 verschüttet und blieb vor der Zerstörung bewahrt. Wie eine Zeitkapsel gibt sie nun Einblick in das Leben der Menschen zu dieser Zeit.
Wenn es um Funde aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs geht, handelt es sich meist um Schiffswracks, alte Munition oder auch mal eine alte Enigma-Chiffriermaschine, die von einer U-Bootbesatzung in der Ostsee versenkt wurde. Auch die schaurigen Überreste von Massengräbern, Konzentrationslagern oder anderen Teilen der Vernichtungsmaschinerie der Nazis gehören ebenso zu den typischen Zeugnissen dieser Zeit, wie Überreste der Zerstörungen in deutschen Städten.
Eine Nusstorte aus dem Zweiten Weltkrieg
Ein sehr ungewöhnliches Zeitzeugnis haben nun jedoch Archäologen der Hansestadt Lübeck entdeckt. Bei Ausschachtungen am Fuß der Lübecker Marienkirche stießen sie unter größeren Trümmerteilen aus dem Zweiten Weltkrieg auf die Überreste einer verblüffend gut erhaltenen Festtagstorte nebst Teilen eines Kaffee-Services. „Die Torte ist zwar stark verkohlt und äußerlich rußgeschwärzt“, berichtet Lisa Renn, Ausgrabungsleiterin vor Ort.
Die Torte ist erstaunlicherweise bis in feinste Details erhalten: Reste der Glasur, der Randverzierungen und des Spritzdekors sind noch immer gut erkennbar. Und auch die Art des Gebäcks ließ sich noch bestimmen: „Um den Geheimnissen der Torte noch weiter auf den Grund zu gehen, wurden Proben der Füllung und der Glasur im Labor untersucht“ erklärt Dirk Rieger, leitender Archäologe der Hansestadt Lübeck. „Die ersten Untersuchungen bestätigen, dass es sich um eine Nusstorte mit Krokant-Ummantelung handelt.“