Schon seit gut 80 Jahren suchen Astrophysiker nach direkten Beweisen für die Dunkle Materie. Jetzt könnte der AMS-Detektor an der Internationalen Raumstation ISS erstmals tatsächlich Teilchen eingefangen haben, die direkt aus dieser exotischen Materieform hervorgegangen sind. Wie Forscher der NASA und des CERN berichten, registrierte das Instrument in den ersten eineinhalb Jahren seiner Laufzeit einen Überschuss von Positronen – dem Antimaterie-Gegenstück der Elektronen. Diese aber entstehen einer gängigen Theorie nach dann, wenn die noch unbekannten Teilchen der Dunklen Materie miteinander kollidieren.
Ein Großteil der Masse in unserem Universum stammt nicht von Sternen, Gasen oder Planeten, sondern geht auf Dunkle Materie zurück. Diese exotische Materieform ist unsichtbar und nicht direkt messbar oder nachweisbar, steht aber vor allem durch ihre Schwerkraft in Wechselwirkung mit der normalen Materie. Sie beeinflusst der gängigen Theorie nach beispielsweise die Drehbewegung von Galaxien und hält diese Sternenansammlungen zusammen. Obwohl die Dunkle Materie seit mehr als 80 Jahren postuliert wird, konnte ihre Existenz bisher aber nie direkt nachgewiesen werden. Auch woraus sie besteht, welche Teilchen sie bilden, ist bisher umstritten und letztlich nicht erklärt.
400.000 Positronen zu viel
Jetzt hat das Alpha Magnetic Spectrometer (AMS) an Bord der Internationalen Raumstation ISS erste Ergebnisse geliefert, die die Existenz der Dunklen Materie zumindest stützen. Das seit Mai 2011 arbeitende Instrument ist im Prinzip ein Detektor für verschiedene geladene Partikel der kosmischen Strahlung. In den ersten eineinhalb Jahren Laufzeit hat das AMS 25 Millionen Ereignisse registriert, von denen 6,8 Millionen aus Elektronen und ihren Antimaterie-Gegenstücken, den Positronen bestanden.
Normalerweise müssten von beiden Teilchensorten nahezu gleich viele ins Netz gehen, doch die aktuellen Auswertungen zeigen, dass das AMS 400.000 Positronen mehr eingefangen hat. Das repräsentiere den größten Überschuss von energiereicher Antimaterie, den man bisher im All direkt gemessen und analysiert habe, berichten die am AMS-Experiment beteiligten Forscher der NASA und des Forschungszentrums CERN bei Genf.