Sonnensystem

Asteroid entpuppt sich als Komet

456P/PANSTARRS ist erst 14. bestätigter Komet im Asteroidengürtel

456P/PANSTARRS
Diese Aufnahmen des Magellan-Teleskops in CHIle und des Lowell Discovery Telescope in Arizona zeigen, dass der vermeintliche Asteroid 456P/PANSTARRS einen Schweif besitzt. © Scott Sheppard/ Carnegie Institution for Science, Audrey Thirouin/ Lowell Observatory, Henry H. Hsieh/ PSI

Verirrter Komet: Astronomen haben die wahre Natur eines bisher mysteriösen Objekts im Asteroidengürtel entschlüsselt. Neue Beobachtungen belegen, dass es sich bei dem vermeintlichen Asteroiden 456P/PANSTARRS in Wirklichkeit um einen aktiven, eisreichen Himmelskörper handelt – einen Kometen. Er ist erst der 14. bestätigte Asteroidengürtel-Komet. Wie und wann dieser Komet ins innere Sonnensystem gelangt ist, bleibt vorerst offen.

Gängiger Lehrmeinung nach gibt es im Sonnensystem zwei Zonen: Im inneren Sonnensystem kreisen vornehmlich erdähnliche Planeten und Asteroiden – wasserarme Brocken aus der Frühzeit des Sonnensystems. Sie sammeln sich vor allem im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Weiter außen, jenseits der sogenannten Schneegrenze, war die Urwolke jedoch kalt genug, um auch eisreiche Himmelskörper zu bilden – Eisplaneten, Eismonde und Kometen. Letztere finden sich heute vor allem im Kuipergürtel und der Oortschen Wolke. Soweit das klassische Schema.

Sonderlinge im Asteroidengürtel

Doch in den letzten Jahren haben Astronomen festgestellt, dass es auch im Asteroidengürtel einige kometenähnliche Objekte gibt. Einige davon scheinen alte, irgendwann einmal in den Gürtel geratene Kometen zu sein. Das Eis ihrer Oberfläche ist längst verdampft, so dass sie heute weitgehend inaktiv und schweiflos sind. Umgekehrt wurden aber auch Asteroiden entdeckt, die einen oder sogar mehrere Schweife tragen. Einige davon sind die Folge einer Kollision, andere die einer schnellen Rotation, die Material vom Asteroiden ins All hinausschleudert.

Es gibt aber auch einige Brocken im Asteroidengürtel, die länger anhaltende oder immer wieder auftretende Schweife zeigen. Astronomen bezeichnen sie als aktive Asteroiden oder Hauptgürtel-Kometen. Bei ihnen geht man davon aus, dass es sich um eisreiche Brocken handelt, deren Schweife wie bei Kometen durch wärmebedingte Ausgasungen entstehen. Bisher sind aber nur rund 20 Kandidaten für solche Hauptgürtel-Asteroiden bekannt, 13 davon waren als Kometen bestätigt.

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Verräterischer Schweif

Einen weiteren versteckten Kometen hat nun ein Team um Henry Hsieh vom Planetary Science Institute in Arizona identifiziert. Es handelt sich um das 2021 entdeckte Objekt 456P/PANSTARRS, das die Sonne in rund 3,165 astronomischen Einheiten Entfernung umkreist – mitten im Hauptteil des Asteroidengürtels. „Seine orbitalen Merkmale entsprechen zweifelsfrei denen eines Asteroiden“, erklären die Astronomen. In den 2021 vom Gemini-Teleskop auf Hawaii erstellten Aufnahmen erscheint er auch rund wie ein normaler Asteroid.

Doch wie Hsieh und sein Team nun festgestellt haben, besitzt dieser vermeintlich normale Asteroid doch einen Schweif. Die Astronomen beobachteten diesen Schweif in aktuellen Aufnahmen des Magellan-Teleskops in Chile und des Lowell Discovery Telescope in Arizona. Der zeitliche Abstand beider Beobachtungszeiträume lege zudem nahe, dass es sich nicht nur um ein kurzlebiges, einmaliges Phänomen handelt.

Bisher kaum erforscht

„Dieses Objekt ist kein Asteroid, der nur durch ein einmaliges Ereignis aktiv wurde“, betont Hsieh. „456P/PANSTARRS ist stattdessen ein inhärent aktives eisiges Objekt ähnlich den Kometen aus dem äußeren Sonnensystem.“ Damit sei dieses Objekt eindeutig ein Hauptgürtel-Komet – das erst 14. eindeutig bestätigte Objekt dieser Art. Sie wollen nun beobachten, wie sich dieses Objekt weiter entwickelt.

Wie und wann diese Kometen in den Asteroidengürtel gelangt sind, ist bisher ebenso unbekannt wie ihre Anzahl und viele ihrer Merkmale. „Wir wollen daher mehr von ihne aufspüren, um eine klarere Vorstellung davon zu bekommen, was ihre Eigenschaften sind – beispielsweise ihre Größen, die Dauer ihrer Aktivität und ihre Verteilung innerhalb des Asteroidengürtels“, sagt Hsieh. Das könnte dann wertvolle Hinweise auf die Geschichte solcher Objekte liefern. (Research Notes of the American Astronomical Society (RNAAS), 2024; doi: 10.3847/2515-5172/ad90a6)

Quelle: RNAAS, Planetary Science Institute

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