Raumfahrt

Asteroiden-Sonde Hera ist gestartet

ESA-Raumsonde soll Folgen des DART-Rammversuchs vor Ort untersuchen

Raumsonde Hera nach dem Start
Die ESA-Raumsonde Hera ist auf ihre zweijährige Reise zum Doppel-Asteroiden Didymos-Dimorphos gestartet. © ESA Science Office

Zweiter Akt der DART-Mission: Die ESA-Raumsonde Hera ist gestern Nachmittag zu ihrer Asteroiden-Mission gestartet. Ihr Ziel ist der Doppelasteroid Didymos-Dimorphos, an dem im Jahr 2022 erstmals das Rammen eines Asteroiden durch eine Raumsonde getestet worden ist. Hera soll nun genauere Daten zu den Folgen des DART-Rammtests liefern und auch die Zusammensetzung beider Asteroiden genauer untersuchen. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die Strategien zur Asteroidenabwehr zu verbessern.

Wenn ein Asteroid direkt auf die Erde zusteuert, gilt ein sogenannter kinetischer Deflektor als aussichtsreichste Abwehr-Strategie. Dabei rammt man den Asteroiden mit einer schweren Raumsonde und lenkt ihn so vom Kollisionskurs ab. Wie gut dies in der Praxis funktioniert, hat die DART-Mission im September 2022 bewiesen: Die rund 570 Kilogramm schwere DART-Sonde raste in den fünf Milliarden Kilogramm schweren Asteroiden Dimorphos.

Dieser Treffer reichte aus, um die Bahn des rund 160 Meter großen Asteroidenmonds um rund ein Prozent zu verkürzen und rund 900.000 Kilogramm Material ins All hinauszuschleudern – ein Teil davon könnte in den 2030er Jahren sogar als Sternschnuppen zur Erde fallen.

Hera am Doppelasteroiden
Hera soll vor Ort die Folgen des DART-Rammtests untersuchen und mehr über das Asteroidenpaar herausfinden. © ESA Science Office

Start zum Doppelasteroiden

Jetzt folgt der zweite Akt der DART-Mission: Die europäische Raumsonde Hera ist zum Schauplatz der DART-Mission gestartet, um die Folgen des Rammtests vor Ort zu untersuchen. Der Start der Hera-Mission erfolgte um 16:52 Uhr unserer Zeit von Cape Canaveral in Florida. Ins All gebracht wurde die Sonde mit einer Falcon-9-Trägerrakete von SpaceX.

Die Raumsonde wird rund zwei Jahre und ein Schwungholen am Mars benötigen, um den Doppelasteroiden Didymos-Dimorphos im Jahr 2026 zu erreichen. Dieser war während der DART-Mission zwar nur rund elf Millionen Kilometer von uns entfernt, hat sich aber seither auf seinem exzentrischen Orbit weiterbewegt. Er befindet sich bei Ankunft von Hera in rund 195 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde zwischen der Marsbahn und dem Asteroidengürtel.

Was sind Heras Aufgaben?

Für ihre Mission ist die ESA-Sonde mit zwölf Messinstrumenten ausgestattet. Mithilfe eines LIDAR-Laserscanners, einer Kamera und eines im mittleren Infrarot arbeitenden Scanner wird sie zum einen die Oberflächen-Topografie von Dimorphos bis auf zehn Meter genau abtasten und den Einschlagskrater und weitere möglicherweise durch die Kollision verursachte Oberflächenveränderungen untersuchen.

Außerdem soll Hera genauere Daten dazu liefern, wie stark die DART-Sonde ihr Zielobjekt tatsächlich abgelenkt hat. Denn anders als irdische Teleskope kann sie Rotation, Masse und Orbit von Dimorphos und Didymos direkt und präzise messen. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass die Hera-Sonde mithilfe ihres Lasers das winzige Taumeln detektiert, das die Schwerkraft von Dimorphos bei seinem Mutterasteroiden Didymos erzeugt. Auch über die Ablenkung von Radiosignalen der Hera-Sonde werden Massenbestimmungen durchgeführt.

Spannend sind Didymos und Dimorphos aber nicht nur wegen der DART-Mission. Der Besuch am Asteroiden-Duo bietet auch eine Chance, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Brocken zu erkunden und so Rückschlüsse auf die Entstehung solcher Doppel-Asteroiden zu ziehen. Außerdem wurde bisher noch kein Asteroid mit so schneller Rotation wie Didymos von einer Raumsonde besucht – auch das eröffnet die Chance neuer Erkenntnisse.

Warum fliegen wir nochmal zum Asteroiden Dimorphos?© ESA

Von zwei CubeSats begleitet

Auf ihrem Weg zum Doppelasteroiden ist Hera nicht allein: Sie führt zwei CubeSats mit sich – Kleinsatelliten von jeweils der Größe eines Schuhkartons. „Juventas“ und „Milani“ sollen Dimorphos aus nächster Nähe beobachten und in der Schlussphase der Mission sogar auf dem Asteroiden landen, um dessen Oberfläche, innere Struktur und Gravitation zu messen. Durch diese Messungen kann auch die Masse und Zusammensetzung von Dimorphos noch präziser ermittelt werden.

Die ESA und andere beteiligte Raumfahrtagenturen erhoffen sich von der Hera-Mission mehr Erkenntnisse darüber, wie die künftige Ablenkung von Asteroiden auf Kollisionskurs optimiert werden kann. Zudem sollen die Daten auch wertvolle Informationen für die Asteroidenforschung allgemeinen liefern.

„Mit unserer Mission Hera erweitern wir unser Wissen über Asteroiden und leisten zusammen mit anderen Raumfahrtagenturen einen großen Beitrag auf dem Weg zu einer wirksamen planetaren Verteidigung unserer Erde“, kommentiert Walther Pelzer, Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Quelle: European Space Agency (ESA), Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

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