Astronomen haben den jüngsten bekannten Protostern entdeckt: Der Sternenembryo ist gerade erst dabei, Materie aus der umgebenden Gaswolke anzusammeln und leuchtet noch nicht aus eigener Kraft. Solche frühen Stadien der Sternengeburt hatte man zuvor noch nie beobachtet, sie lieferten aber wichtige Informationen über die Entstehung auch unseres eigenen Sonnensystems, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature“.
Der neuentdeckte Protostern L1527 IRS hat nur ein Fünftel der Masse unserer Sonne und ist damit zehn Mal kleiner als alle bisher bekannten. Er ist zudem maximal 300.000 Jahre alt, vermutlich sogar noch deutlich jünger. Ausfindig gemacht hatten die Forscher den 450 Lichtjahre von der Erde entfernten Protostern mit Hilfe zweier leistungsstarker Radioteleskop-Observatorien.
„Obwohl es so jung ist, besitzt dieses Objekt schon alle Elemente eines gerade entstehenden Sonnensystems“, sagt Erstautor John Tobin vom National Radio Astronomy Observatory im US-amerikanischen Charlottesville. Noch habe L1527 IRS nur rund 20 Prozent der Masse der ihn umgebenden Geburtshülle aus Gas. Er wachse pro Jahr aber um rund 0,7 Millionstel Sonnenmassen – das sei relativ viel. Wenn dieser Ansammlungsprozess abgeschlossen ist, könnte er genauso groß werden wie unsere Sonne, schätzen die Astronomen.
Der Protostern besitzt bereits eine rotierende Staubscheibe und damit die Grundbausteine für ein späteres Planetensystem, wie die Forscher berichten. In dieser Scheibe sei schon genügend Materie enthalten, um mindestens sieben Planeten von der Masse eines Jupiter zu bilden. Das sei das erste Mal, dass man eine solche protoplanetare Scheibe bei einem so jungen Protostern nachgewiesen habe. Die Messungen der Astronomen zeigen zudem, dass sich die Materie in dieser Scheibe bereits ähnlich verhält wie heute die Planeten unseres Sonnensystems: Je weiter sie von ihrem Zentralstern entfernt sind, desto langsamer kreisen sie.