Dunkler Sonderling unter Eisbrocken: Astronomen haben jenseits des Neptun einen Asteroiden entdeckt, der dort eigentlich nicht hingehört. Denn der 300-Kilometer-Brocken ist nicht eisig, sondern hat eine dunkle, kohlenstoffreiche und steinige Oberfläche, wie Spektralanalysen enthüllen. Es muss sich demnach um einen Asteroiden handeln, der einst im inneren Sonnensystem entstand und dann weit nach außen geschleudert wurde, wie die Forscher berichten. Dies ist der erste Nachweis eines solchen „ausgestoßenen“ Asteroiden im Kuipergürtel.
In seinen Anfängen war unser Sonnensystem ein ziemlich turbulenter Ort: Überall flogen größere und kleinere Gesteinsbrocken umher, die Planeten wuchsen noch und veränderten teilweise sogar ihre Bahnen – darunter auch der Gasriese Jupiter und der Neptun.
Asteroiden-Billard im Sonnensystem
Nach gängiger Theorie führten diese Turbulenzen dazu, dass sich die meisten Asteroiden des inneren Sonnensystems in einem Gürtel zwischen Mars und Jupiter sammelten. Weiter außen, jenseits der großen Gasplaneten, war es dagegen so kalt, das hier vorwiegend eisige Brocken entstanden. Sie bilden heute den jenseits der Neptunbahn liegenden Kuipergürtel.
Allerdings: Das sogenannte Grand-Tack-Modell sagt voraus, dass bei der Wanderung der Planeten auch einige Asteroiden aus dem inneren Sonnensystem in den Kuipergürtel geschleudert wurden. „Eine kleine Anzahl von Objekten jenseits des Neptun müsste daher primitive, dunkle, kohlestoffreiche Oberfläche besitzen“, erklären Tom Seccull von der Queen’s University Belfast und seine Kollegen. „Doch das einzige Material, das man bisher auf den Oberflächen der kleineren Kuipergürtel-Objekte gefunden hat, ist Wassereis.“