Doppelgesichtiger Sternenrest: Astronomen haben erstmals einen Weißen Zwerg entdeckt, der genau zweigeteilt ist – eine Hälfte seiner Oberfläche besteht aus Wasserstoff, die andere aus purem Helium. Dieses Phänomen wurde nie zuvor bei einem solchen Sternenrest beobachtet. Warum der Weiße Zwerg ein solches Janusgesicht zeigt, ist noch unklar. Die Forschenden vermuten aber, dass es mit der allmählichen Abkühlung des Sternenrests zu tun hat. Möglicherweise verhindert ein Magnetfeld das gleichmäßige Absinken des Wasserstoffs.
Weiße Zwerge sind die kleinen, schweren Reste massearmer Sterne – auch unsere Sonne wird einst so enden. Sie entstehen, wenn die sterbenden Sterne ihre Hüllen ausschleudern und nur der dichte, ausgebrannte Sternenkern übrigbleibt. Dieser wird in seinem Inneren von schwereren Elementen wie Sauerstoff und Kohlenstoff dominiert, hat aber meist noch eine dünne Hülle aus Wasserstoff und Helium. Häufig ist der Wasserstoff nur bei jungen, noch sehr heißen Weißen Zwergen an der Oberfläche erkennbar. Wenn sie abkühlen, sinkt er ins Innere und außen bleibt Helium zurück.

Helligkeit schwankt in Form einer Sinuskurve
Doch jetzt haben Astronomen einen Weißen Zwerg entdeckt, der bisher einzigartig ist: „Die Oberfläche dieses Weißen Zwergs verändert sich völlig von einer Seite zur anderen“, berichtet Ilaria Caiazzo vom California Institute of Technology (Caltech). Als das Teleskop der Zwicky Transient Facility (ZTF) in Kalifornien diesen ZTF J1901+1458 getauften Sternenrest entdeckte, wurde er zunächst für einen veränderlichen Stern gehalten, weil seine Helligkeit stark schwankte. Seine Leuchtkraft ähnelte einer Sinuskurve mit 15-minütiger Wellenlänge.
Um diesen seltsamen Schwankungen nachzugehen, untersuchten Caiazzo und ihr Team das Lichtspektrum des Weißen Zwergs genauer mithilfe von Spektrometern des Keck-1-Teleskops auf dem Mauna Kea in Hawaii. Das überraschende Ergebnis: „Während der hellen Phase der Lichtkurve zeigt das Spektrum nur Wasserstofflinien, in der dunkleren Phase dagegen nur Heliumlinien“, berichten die Astronomen. Die Form des Spektrums und der schnelle Wechsel schlössen jedoch aus, dass dort zwei Weiße Zwerge umeinander kreisen und so diesen Wechsel verursachen.