Versteckt im kosmischen Netzwerk: Astronomen könnten das Rätsel der im Universum „fehlenden“ normalen Materie gelöst haben. Denn Galaxien und andere Himmelsstrukturen machen nur rund die Hälfte davon aus. Jetzt deuten Beobachtungen an einem Galaxiencluster darauf hin, dass sich die fehlenden Materieteilchen in dem kosmischen Netzwerk von heißen Gasfilamenten verstecken könnte. Denn diese Filamente bestehen zu etwa fünf bis zehn Prozent aus den gesuchten Atombausteinen, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Die normale Materie macht in Universum nur rund fünf Prozent aus, der Rest sind Dunkle Materie und Dunkle Energie. Doch selbst von diesen fünf Prozent ließ sich bisher in unserer kosmischen Umgebung nur etwa die Hälfte aufspüren – in Galaxien und ihrer direkten Umgebung. Die Galaxien wiederum sind nicht gleichmäßig verteilt, sie entstehen an den Knotenpunkten eines kosmischen Netzwerks aus Gasfilamenten. Sie sind quasi die Adern des Kosmos und versorgen die Galaxien mit Gasnachschub.
Galaxiencluster mit Anhängseln
„Kosmologische Modelle sagen voraus, dass sich die fehlenden Baryonen in diesen Filamenten des kosmischen Netzes aufhalten könnten“, erklären Dominique Eckert von der Universität Genf und seine Kollegen. Doch bisher war es nie gelungen, diese hauchzarten Filamente aus heißem Gas und Plasma genau genug zu beobachten oder dort Neutronen, Protonen oder andere Atombausteine nachzuweisen. Genau dies ist nun Eckert und seinem Team gelungen.
Für ihre Studie beobachteten die Astronomen den Galaxiencluster Abell 2744 mit Hilfe des Weltraum-Röntgenteleskops XMM-Newton. Diese Cluster besteht aus mindestens vier massereichen Galaxien, die gerade dabei sei zu verschmelzen. Als Folge heizt sich dort das intergalaktische Gas stark auf und sendet energiereiche Röntgenstrahlung aus. „Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass Abell 2744 ein aktiver Knotenpunkt im kosmischen Netzwerk ist“, so die Forscher.