Von wegen harmlos: Nicht nur die gigantisch aufgeblähten Roten Riesen können Planeten verschlingen – auch überraschend viele normale, mittelalte Sterne sind „Planetenkiller“, wie Astronomen entdeckt haben. Bei ihren Spektralanalysen zeigten rund acht Prozent der untersuchten Hauptreihensterne Elementsignaturen, die von Planetenmaterial stammen müssen, wie das Team in „Nature“ berichtet. Diese Sterne haben demnach ganze Planeten oder deren Trümmer verschlungen.
Bisher galten Sterne vor allem in ihrer Jugend und im Alter als Planetenzerstörer. Wenn sich beispielsweise unsere Sonne dem Ende ihres Lebenszyklus nähert, wird sie sich zum Roten Riesen aufblähen und fast alle Planeten des inneren Sonnensystems verschlingen – auch die Erde. Wie dies ablaufen wird, konnten Astronomen vor einigen Jahren live beim Roten Riesen ZTF SLRN-2020 beobachten. Auch bei einigen Weißen Zwergen, den dichten Relikten ausgebrannter Sonnen, haben Forschende schon Planetentrümmer und spektrale Signaturen von Planetenmaterial nachgewiesen.
„Zwillingssterne“ im spektralen Vergleich
Doch was ist mit „normalen“, mittelalten Sternen? Bisher galten solche Hauptreihensterne als eher harmlos, sofern ihnen ein Planet nicht zu nahe kommt. Zwar gibt es Fälle, in denen der Stern einem nahen Planeten Material absaugt oder ihn sogar zerreißt, wie oft dies jedoch vorkommt, war unklar. Deshalb haben dies Fan Liu von der Monash University in Australien und sein Team nun näher untersucht.
Für ihre Studie wählten die Astronomen einen raffinierten Ansatz: Sie analysierten und verglichen das Elementspektrum von 91 Paaren von Sternengeschwistern – Sternen, die gemeinsam in einer Sternenwiege entstanden sind, aber keine Doppelsterne sind. Auch die Sonne hat eine solche Schwester. „Diese Zwillingssterne wurden in derselben Molekülwolke geboren und müssten daher chemisch absolut identisch sein“, erklärt Liu. Sind sie es nicht, weist dies auf die Aufnahme von Fremdkörpern bei einem der beiden hin.