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Raumfahrt

Boeing Starliner hat an der ISS angedockt

Jungfernflug des kommerziellen Crew-Transporters gelingt im dritten Anlauf

Starliner-Start
Start des bemannten Jungfernflugs der Starliner-Raumkapsel am 5. Juni 2024 von Cape Canaveral. © NASA

Endlich geglückt: Nach mehreren abgebrochenen Startversuchen ist der erste bemannte Flug einer Starliner-Raumkapsel gelungen – wenn auch mit kleineren Problemen. Die von Boeing entwickelte Raumkapsel transportierte zwei US-Astronauten vom Cape Canaveral zur Internationalen Raumstation ISS. Nach reibungslosem Start, aber mehreren kleineren Problemen mit Antriebsdüsen und Heliumlecks hat sie am Donnerstag Abend an der ISS angedockt.

Mit dem Ende des US- Space-Shuttle-Programms im Jahr 2011 stand die NASA vor dem Problem, wie sie ihre Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS bringen sollte – die USA besaß keine entsprechenden Trägerraketen und Raumkapseln mehr. Während die US-Astronauten vorübergehend mit russischen Sojuskapseln mitflogen, erteilte die US-Raumfahrtbehörde den Privatunternehmen Boeing und SpaceX den Auftrag, jeweils ein Transportsystem für bemannte Flüge in den Erdorbit zu entwickeln.

STarliner
Die Starliner-Raumkapsel von Boeing kurz vor dem Start. Die konische Crew-Kapsel mit ihrem darunterliegenden Servicemodul sitzt auf der Spitze der Atlas-V-Trägerrakete. © NASA

SpaceX absolvierte bereits im Jahr 2020 den bemannten Jungfernflug seiner Kombination aus Crew-Dragon-Kapsel und Falcon-9-Trägerrakete und hat bringt seither regelmäßig Astronauten zur ISS. Boeing erlebte mit seinem Starliner-System jedoch zahlreiche Rückschläge, unter anderem schlug ein unbemannter Testflug im Jahr 2019 fehl. In den letzten Monaten führten zudem zahlreiche technische Probleme zu Verzögerungen und Last-Minute-Startabbrüchen.

Start des Jungfernflugs geglückt

Jetzt ist es endlich gelungen: Am Mittwoch Abend hob die Starliner-Raumkapsel mit den US-Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams an Bord von der Startrampe in Cape Canaveral ab. Als Trägerrakete für die rund drei Meter hohe Raumkapsel und ihr zwei Meter hohes Servicemodul diente eine Atlas-V-Rakete – es war der erste Einsatz dieser Rakete mit Menschen an Bord. Das Atlas-Raketensystem wird von der United Launch Alliance entwickelt (ULA), einer Kooperation von Boeing und Lockheed Martin.

„Zwei mutige NASA-Astronauten sind nun unterwegs auf diesem historischen ersten Testflug eines brandneuen Raumschiffs“, kommentierte NASA-Administrator Bill Nelson den erfolgreichen Start des Starliners. Steve Stich, Manager des kommerziellen Raumfahrtprogramms der NASA, ergänzte: „Dies ist ein entscheidender Moment, denn er bringt unserer Behörde und dem Land neue Kapazitäten für den Crewtransport ins All.“

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Start der Starliner-Atlas-V-Kombination von Cape Canaveral.© NASA

Andocken an die ISS erfolgt heute Abend

Auf dem Flug zur ISS übernahm die Atlas-V-Rakete den Start und brachte sie innerhalb weniger Minuten auf maximale Beschleunigung. Dann trennte sie sich ab und die Centaur-Oberstufe zündete. Dieses mit zwei Wasserstoff-Sauerstoff-Triebwerken ausgerüstete Antriebsmodul brachte die Raumkapsel dann bis auf eine suborbitale Höhe, bevor auch sie nach sieben Minuten abgetrennt wurde.

Den letzten Abschnitt bis in die niedrige Erdumlaufbahn absolvierte die Starliner-Kapsel mithilfe der in ihrem Servicemodul integrierten Triebwerke selbst. Nach dem Einschwenken in den Orbit wird der Starliner mit den beiden Astronauten an Bord die vordere Andockstelle der ISS am Harmony-Modul anfliegen und dort autonom andocken. Das Docking war ursprünglich für Donnerstag gegen 18:15 Uhr geplant, musste aber um einige Stunden verschoben werden, nachdem während des Fluges einige der Antriebsdüsen am Servicemodul nicht korrekt funktionierten und es erneut, wie schon vor dem Start, Heliumlecks gab.

Rückkehr zur Erde mit Land-Landung

Inzwischen ist die Raumkapsel jedoch angedockt und die beiden US-Astronauten in die ISS umgestiegen. Der Jungfernflug hat zusätzlich zu Williams und Wilmore auch Fracht für die Raumstation an Bord, darunter eine Ersatz-Urinpumpe für das Wasserrückgewinnungssystem der Station. Die beiden Starliner-Astronauten werden eine Woche lang die bestehende, sechsköpfige Besatzung der Raumstation ergänzen, bevor sie wieder zur Erde zurückkehren.

Anders als die Dragon-Kapsel von SpaceX wird die Starliner-Kapsel nicht im Meer landen, sondern an Land. Fallschirme und große Airbags mildern dabei den Aufprall. Die Landestelle wird im Südwesten der USA liegen. Wo genau, ist laut NASA wetterabhängig und daher noch offen.

Quelle: NASA

Hinweis: Der Artikel wurde am Freitag früh inhaltlich aktualisiert, um die neuen Entwicklungen mit aufzunehmen.

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