Auf dem nur 212 Kilometer großen Saturnmond Phoebe finden sich viel mehr unterschiedliche chemische Elemente und Moleküle als bislang angenommen. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung von Phoebe-Spektrometerdaten, die von der amerikanischen Raumsonde Cassini aufgezeichnet wurden. Die Zusammensetzung von Phoebe unterstützt die Theorie, so der Schluss der Forscher, dass der kleine Saturnmond nicht gemeinsam mit dem Ringplaneten entstanden ist, sondern seinen Ursprung weiter außen im Sonnensystem hat, nämlich im so genannten „Kuipergürtel“ zwischen Neptun und Pluto. Erst später sei er von der Schwerkraft Saturns eingefangen worden.
„Die VIMS-Daten zeigen, dass Phoebes Oberfläche hauptsächlich aus Wassereis besteht, das mit Kohlendioxid, hydratisierten Mineralien, wie sie auf der Erde etwa in Lehm und Ton vorkommen, sowie mit einigen bisher noch nicht identifizierten Verbindungen vermischt ist“, berichtet Ralf Jaumann vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der einen Großteil der Studien im Center für das Visible and Infrared Mapping Spectrometer (VIMS) in Tucson/Arizona durchgeführt hat. „Wir sehen in den Spektren auch die Spuren von primitiven organischen Verbindungen, also Kohlenwasserstoffmolekülen.“
Wenig Ähnlichkeit mit Asteroiden
Die Oberflächenzusammensetzung zeigt wenig Ähnlichkeit mit den zwischen Mars und Jupiter vorkommenden Asteroiden. Vielmehr ist das Material, aus dem Phoebe aufgebaut ist, weit draußen im Sonnensystem entstanden. Dort ist es so kalt, dass diese chemischen Verbindungen aus flüchtigen Elementen überhaupt stabil sind.
„Eines der ersten überraschenden Ergebnisse der Cassini-Mission ist die Entdeckung der chemischen Ähnlichkeit der Oberflächenmaterialien von Phoebe mit denen von Kometen. Dies zeigt, dass Phoebe höchstwahrscheinlich aus dem äußeren Sonnensystem, vermutlich aus dem Kuiper-Gürtel, stammt und nicht aus dem Asteroidengürtel. Damit gehört dieser Körper zum ursprünglichsten Material im Sonnensystem überhaupt“, sagt Robert Brown, der VIMS-Teamchef von der Universität in Tucson. Die Mächtigkeit der äußersten Stein- und Staubkruste Phoebes wird auf maximal mehrere hundert Meter geschätzt, darunter besteht der Kleinkörper zum größten Teil aus Wassereis. Das Alter der Oberfläche beträgt vier Milliarden Jahre oder mehr.