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Astronomie

Erster menschengemachter Meteorschauer

Asteroidentrümmer der DART-Mission könnten als Sternschnuppen die Erde erreichen

Sternschnuppen
Die beim-Rammtest aus dem Zielasteroiden Dimorphos ausgeschleuderten Trümmer könnten in einigen Jahren als Sternschnuppen auf die Erde hinabregnen.© jk78/ Getty images

Glühende Spätfolge: In rund sieben Jahren könnten wir den ersten menschengemachten Meteorschauer erleben – Sternschnuppen, die es ohne uns nicht geben würde. Denn dann könnten uns Trümmer des 2022 von der DART-Mission gerammten Asteroiden Dimorphos erreichen, wie Astronomen ermittelt haben. Die beim Einschlag der DART-Sonde ins All geschleuderten Bröckchen sind aber keine Gefahr: Sie sind maximal wenige Zentimeter groß und werden daher vollständig in der Atmosphäre verglühen – als Sternschnuppen.

Am 26. September 2022 testete die NASA mit ihrer DART-Mission zum ersten Mal eine Methode, die uns im Ernstfall das Leben und den Planeten retten könnte: die kinetische Deflektion. Dabei rammt eine schwere Sonde den Asteroiden, um ihn aus seiner Flugbahn abzulenken – und so eine Kollision mit der Erde zu verhindern. Bei der DART-Mission diente der gut 150 Meter große Asteroidenmond Dimorphos als Ziel der gut eine halbe Tonne schweren DART-Rammsonde. Der Asteroid war zu diesem Zeitpunkt rund elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

DART-Rammtest
Im Rahmen der DART-Mission rammte eine Raumsonde den Asteroidenmond Dimorphos, um ihn aus seiner Bahn zu lenken. © ESA

Der DART-Rammtest erwies sich als erfolgreich: Der Einschlag der Sonde veränderte den Orbit des Asteroidenmonds um seinen größeren Begleiter Didymos, gleichzeitig schleuderte er jedoch rund 900.000 Kilogramm an Asteroidenmaterial ins All hinaus.

Bahn der ausgeschleuderten Partikel vorausberechnet

Doch wohin fliegen diese Asteroidentrümmer? Und könnten sie vielleicht sogar die Erde erreichen? Um das herauszufinden, haben nun Eloy Peña-Asensio vom Polytechnikum Mailand und seine Kollegen die Flugbahn der DART-Trümmer in einem Modell simuliert. Als Basis nutzten sie dabei Daten, die der Mini-Satellit LICIACube vor Ort aufgezeichnet hat – die kleine Sonde war Zeuge des Rammtests.

„Dank seiner Daten und der Tatsache, dass wir wissen, wo der Impakt stattgefunden hat, bietet uns die DART-Mission eine seltene Chance, den Transport von Ejekta zu anderen Himmelskörpern zu untersuchen“, erklärt Koautor Michael Küppers von der europäischen Raumfahrtagentur ESA. Für die Simulation nutzte das Team drei Millionen Partikel in Größen zwischen 30 Mikrometern und zehn Zentimetern, um die Flugbahnen der DART-Trümmer nachzuvollziehen.

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DART-Ejekta
Auswurf von Fragmenten beim Einschlag der DART-Sonde (Animation bei Klick). © ESA

Meteorschauer über Erde und Mars

Das Ergebnis: Die Trümmer des DART-Rammtests könnten sogar Erde und Mars erreichen. „Die langsameren Partikel mit einem Auswurfstempo von rund 450 Metern pro Sekunde werden rund 13 Jahre benötigen, um das Schwerefeld des Mars zu erreichen, die schnelleren, rund 770 Meter pro Sekunde zurücklegenden könnten schon in rund sieben Jahren in der Marsumgebung eintreffen“, berichtet Peña-Asensio. Diese zum Mars fliegenden Trümmerpartikel stammen vornehmlich vom Nordteil des Auswurfskegels.

Auf Erdkurs sind hingegen die Trümmerpartikel aus dem südwestlichen Teil der Impaktwolke. „Zu unserem Erstaunen haben wir festgestellt, dass einige der zentimetergroßen Partikel auch bis in das Erde-Mond-System gelangen können“, berichtet Koautor Josep Trigo-Rodríguez vom spanischen Institut für Weltraumforschung (CSIC/IEEC). Die schnellsten dieser DART-Trümmer könnten ebenfalls in rund sieben Jahren in Erdnähe gelangen.

Allerdings: Eine Gefahr für die Menschheit besteht durch diese Asteroiden-Fragmente nicht, denn selbst die größten DART-Trümmer sind nur wenige Zentimeter groß. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre werden sie daher vollständig verglühen.

Erster Sternschnuppen-Regen aus Menschenhand

Doch das bedeutet auch: In rund einem Jahrzehnt könnten wir den ersten menschengemachten Meteorschauer der Geschichte bestaunen. „Die vom DART-Rammtest erzeugten Meteore würden sich langsam über den Nachthimmel bewegen und wären vor allem von der Südhalbkugel der Erde aus sichtbar“, erklären die Astronomen erklären. Der Höhepunkt dieses DART-/Dimorphos-Metorschauers werde wahrscheinlich im Mai liegen. Anhand ihres Timings und Flugverhaltens können Astronomen sie von den bekannten Meteorschauern unterscheiden.

„Das Aufregende daran ist die Chance, dass wir in naher Zukunft vielleicht Meteore über der Erde oder sogar dem Mars beobachten und identifizieren können, die vom DART-Impakt stammen“, sagt Küppers. „Ihre Farbe und Helligkeit könnten dann mehr über die Zusammensetzung dieser Rammtest-Trümmer verraten.“ Noch mehr Informationen über die Folgen der DART-Mission wird die ESA-Raumsonde Hera liefern, die am 9. Oktober 2024 von Cape Canaveral aus zu Dimorphos und Didymos starten soll.

„Zusammen mit den Daten von Hera zum Zielasteroid werden wir dann in der einzigartig vorteilhaften Situation sein, volle Information über den Impaktor, den Zielasteroiden und das aus ihm ausgeschleuderte Material zu haben“, sagt Küppers. (Planetary Science Journal, 20924, accepted, Preprint arXiv 2408.02836)

Quelle: European Space Agency ESA

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