Einsatzort erreicht: Das James-Webb-Weltraumteleskop ist an seinem Zielort angelangt und erfolgreich in eine Umlaufbahn um den Lagrangepunkt 2 eingeschwenkt. Von diesem 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Punkt wird es künftig mit seinen Infrarotoptiken so tief in den Kosmos hineinschauen wie kein Teleskop vor ihm. Das größte je ins All geschickte Teleskop hat damit nun auch den letzten heiklen Schritt seiner langen und komplexen Bereitstellungsphase erfolgreich absolviert.
Es war eine lange Zitterpartie für die NASA und alle Beteiligten: Seit seinem Start am 25. Dezember 2021 musste das James-Webb-Teleskop eine ganze Abfolge komplizierter und riskanter Entfaltungsprozesse durchlaufen. Erst durch sie wurden der tennisplatzgroße Sonnenschild und der 6.50 Meter große Primärspiegel des Weltraumteleskops in Position gebracht und das kostspielige Instrument damit einsatzfähig.
Ankunft am Lagrangepunkt 2
Als letzter Akt der Bereitstellungsphase stand noch die Zündung der Triebwerke für das Einschwenken in den Orbit um den Lagrangepunkt 2 an – den Einsatzort des Teleskops. Dort sorgt das Gleichgewicht der Anziehungskräfte von Sonne und Erde dafür, dass Raumsonden stabil und ohne großen Energieaufwand kreisen können. Gleichzeitig kommt das Sonnenlicht dort immer aus der gleichen Richtung und kann dadurch gut abgeschirmt werden.
Am 14. Januar 2022 ist das Webb-Teleskop erfolgreich in die Umlaufbahn um den Lagrangepunkt eingeschwenkt. Dafür zündete es knapp fünf Minuten lang seine Antriebsdüsen und korrigierte seinen Kurs leicht. Zudem verlieh ihm dies einen kleinen Schub, der seine Geschwindigkeit um 1,6 Meter pro Sekunde erhöhte. Das Teleskop hat damit das richtige Tempo, um in den sogenannten Halo-Orbit um L2 einzuschwenken.
Jetzt wird kalibriert
„Willkommen zuhause, Webb!“, kommentierte NASA-Administrator Bill Nelson diesen letzten, wichtigen Vorbereitungsschritt vor dem Betriebsbeginn des Teleskops. „Wir sind nun einen Schritt näher dran, die Mysterien des Universum zu enthüllen. Ich kann es kaum erwarten, Webbs erste Aufnahmen des Kosmos in diesem Sommer zu sehen.“ Bis das Teleskop die astronomische Arbeit aufnimmt, wird es nun mehrere Monate lang durchgetestet und kalibriert.
Bei diesem Kalibrierungsprozess müssen unter anderem die 18 Segmente des Primärspiegels mit Nanometer-Präzision ausgerichtet und ihre Form mithilfe der Aktuatoren an der Rückseite angepasst werden. Nur so können sie wie ein großer Spiegel zusammenwirken. Auch die optischen Instrumente, die die vom Spiegel eingefangene Infrarotstrahlung auswerteten und verarbeiteten, werden im Laufe der nächsten Monate betriebsfähig gemacht.
Erste Aufnahmen im Sommer
Ab Sommer 2022 wird dann die wissenschaftliche Arbeit des James-Webb-Teleskops beginnen und Astronomen aus aller Welt werden es für ihre Forschung nutzen. Zu den Hauptaufgaben des neuen Weltraumteleskops gehört die Erkundung des frühen Kosmos – der Zeit, in der die ersten Galaxien entstanden. Außerdem soll es mehr Informationen über die Sternentstehung, die Interaktion von Galaxien und die Atmosphären von Exoplaneten liefern.
Quelle: NASA/Goddard Space Flight Center