Die kosmische Expansion verläuft schneller als sie dem Standardmodell nach dürfte. Das hat nun eine Überprüfung der Messungen mit dem James-Webb-Teleskop bestätigt. Demnach liegt die Hubble-Konstante – ein Maß für die kosmische Expansionsrate – signifikant höher als der mit dem kosmologischen Standardmodell erklärbare Wert. Diese Abweichung zeigt sich sowohl bei Supernovae als auch bei veränderlichen Sternen, Roten Riesen und kohlenstoffreichen Riesensternen. Doch was dahintersteckt, ist weiterhin offen.
Seit dem Urknall dehnt sich das Universum rasant aus und diese kosmische Expansion beschleunigt sich zudem, wie Astronomen in den 1990er Jahren erkannten. Als mögliche Triebkraft dafür gilt die Dunkle Energie – eine bisher unbekannte Kraft, die der anziehenden Wirkung der Gravitation entgegenwirkt. Doch wie schnell sich der Kosmos aktuell ausdehnt, ist strittig – und damit auch der Wert der Hubble-Konstante H0 – einer der Grundpfeiler unseres kosmologischen Standardmodells.
Dem Standardmodell zufolge müsste die Hubble-Konstante – und damit die Expansionsrate des Kosmos – bei rund 67 Kilometer pro Sekunde pro Megaparsec liegen. Doch astronomische Messungen anhand von Supernovae, Gravitationslinsen, veränderlichen Sternen (Cepheiden) oder Roten Riesen liefern einen signifikant höheren Wert von im Mittel 73 Kilometer pro Sekunde pro Megaparsec.

James-Webb-Teleskop überprüft Entfernungsdaten
Jetzt liefert das James-Webb-Weltraumteleskop neue Daten zur Hubble-Konstante und kosmischen Expansion. „Die Fähigkeiten des Webb-Teleskops bieten uns die Möglichkeit, zusätzliche Überprüfungen durchzuführen, indem wir die mit ihm gemessenen Entfernungen mit denen des Hubble-Teleskops vergleichen“, erklären die Astronomen um den Nobelpreisträger Adam Riess von der Johns Hopkins University in Baltimore. Der Datensatz des Hubble-Teleskops umfasst Entfernungen von hunderten Cepheiden sowie 42 Supernovae in 37 Galaxien.