Galaktische Schlote: Erst vor wenigen Jahren haben Astronomen zwei Schornstein-ähnliche Plasmagebilde im Zentrum der Milchstraße entdeckt – jetzt belegen neue Beobachtungen, dass diese Schlote tatsächlich aktiv sind. Streifenförmige Röntgen-Emissionen zeigen, dass dort heißes Gas aus dem Umfeld des Schwarzen Lochs nach außen strömt. Dieser Ausstrom könnte erklären, wie die rätselhaften Fermiblasen entstanden sind – er könnte aber auch eine verborgene Aktivität unseres Schwarzen Lochs enthüllen.
Für unsere Augen unsichtbar, ragen gleich mehrere unsichtbare Strukturen senkrecht aus dem Zentrum unserer Galaxie ins All hinaus. Die größten sind Fermiblasen, jeweils 50.000 Lichtjahre große Blasen aus energiereicher Gamma- und Röntgenstrahlung. In ihnen rast Plasma mit der enormen Geschwindigkeit von drei Millionen Kilometern pro Stunde nach außen. Weiter innen entdeckten Astronomen im Jahr 2019 zwei rund 500 Lichtjahre hohe Zylinder, die zwei von Magnetfeldern umschlossenen Schornsteinen ähnelten.
Allerdings: „Belege für eine tatsächliche Bewegung von Plasma durch diese Schornsteine fehlten bisher“, erklären Scott Mackey von der University of Chicago und seine Kollegen. Dadurch blieb unklar, ob diese Schlote die gesuchte Verbindung zwischen dem Galaxienzentrum und den Fermiblasen bilden.

Parallele Röntgenstreifen an der Schornsteinspitze
Jetzt liefert eine neue Beobachtung Klarheit: Mithilfe des NASA-Röntgenteleskops Chandra ist es Mackey und seinem Team gelungen, die Schornsteine der Milchstraße gewissermaßen „auf frischer Tat“ zu ertappen. Die Aufnahmen zeigten eine Reihe von helleren und dunkleren Röntgenstreifen, die im Inneren des südlichen Milchstraßen-Schornsteins liegen. Dabei rahmen die schmalen helleren Streifen einen breiten, wenig leuchtenden Bereich ein.