Skurriler Brocken: Heute Nacht fliegt ein ungewöhnlicher Doppel-Asteroid an der Erde vorbei – in sicherem Abstand. Der Asteroid 1999 KW4 ist rund 1,5 Kilometer groß und wird von einem eigenen, rund 500 Meter großen Mond umkreist. Der Doppel-Brocken wird bis zum Jahr 2027 der größte Asteroid sein, der uns so nahe kommt. Astronomen nutzen daher die Chance, 1999 KW4 mit Radioteleskopen näher zu untersuchen.
Die Erde erlebt immer wieder nahe Vorbeiflüge von Weltraumbrocken aller Art – glücklicherweise kommen uns nur wenige dieser Erdbahnkreuzer so nahe, dass sie einschlagen. Unter den Passanten sind große Asteroiden wie 3122 Florence, aber auch kleinere Brocken wie der 30-Meter Bolide, der 2017 nur knapp oberhalb der geostationären Satelliten an uns vorbeiflog. Einige dieser Erdbahnkreuzer, darunter der Halloween-Asteroid, werden trotz aller Überwachung so spät entdeckt, dass bei einem Kollisionskurs für eine Abwehr zu spät wäre.
Größter und nächster Brocken bis 2027
Heute Nacht steht wieder eine Asteroiden-Passage an: Der rund 1,5 Kilometer große Asteroid 1999 KW4 wird gegen 02:05 Uhr unserer Zeit an der Erde vorbeifliegen – es ist die nächste Annäherung eines so großen Brockens für die nächsten 28 Jahre. Dabei droht jedoch selbst am erdnächsten Punkt seiner Flugbahn keine Gefahr. Denn der Abstand beträgt rund fünf Millionen Kilometer – das entspricht der 13,5-fachen Mondentfernung.
Der Asteroid 1999 KW4 wurde trotz seiner Größe erst im Jahr 1999 entdeckt und gilt als potenziell gefährliches Objekt – seine Flugbahn wird deshalb sehr genau überwacht. Er gehört zu den Erdbahnkreuzern des Aten-Typs, deren Bahn zwischen Venus und Erde liegt. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er rund 188 Tage – und dabei gerät er auch immer wieder in Erdnähe. Aktuellen Schätzungen zufolge droht jedoch in den nächsten 1.000 Jahren keine Kollision.
Eigener Mond und dicker „Gürtel“
Der Asteroid ist jedoch nicht nur groß, er kommt auch im Doppelpack: 1999 KW4 wird von einem eigenen kleinen Mond begleitet – einem rund 500 Meter großen Brocken, der ihn alle 17 Stunden einmal umkreist. Ob dieser kleinere Begleiter ein Trümmerstück vom Hauptasteroiden ist oder einst eingefangen wurde, ist bisher nicht bekannt.
Ungewöhnlich ist auch die Form und Rotation von 1999 KW4: Er dreht sich in nur 2,75 Stunden einmal um seine Achse – dies ist für einen Brocken dieser Größe relativ schnell. Unter dem Einfluss dieser schnellen Rotation hat sich der Asteroid bereits verformt: Sein Äquator ist durch die Fliehkraft tellerförmig nach außen ausgezogen – noch extremer als beim Asteroiden Ryugu. Astronomen vermuten, dass der Asteroid aus eher porösem Material besteht.
Die aktuelle Passage des Doppel-Asteroiden gibt Astronomen die Chance, 1999 KW4 näher zu untersuchen. Sowohl das Arecibo-Radioteleskop als auch die Goldstone-Radaranlage der NASA werden den Doppelbrocken während der nächsten Tage verfolgen. Aber auch mit Amateur-Teleskopen kann der Asteroid beobachtet werden. Weil er sich relativ zur Erde eine Geschwindigkeit von 21.5 Metern pro Sekunde besitzt, erscheint er als vor den Sternen vorbeiziehender Lichtpunkt.
Quelle: NASA, Earthsky