Der Raum für schwere Teilchen der Dunklen Materie wird enger. Denn auch die leistungsstarken Detektoren des neuen LHAASO-Observatoriums in China konnten kein signifikantes Gammastrahlungs-Signal solcher Teilchen im Milchstraßenzentrum finden. Ein solches Signal müsste der Theorie zufolge beim Zerfall der Partikel entstehen. Das bedeutet: Entweder sie zerfallen nicht oder die Dunkle Materie besteht doch aus anderen, viel leichteren Teilchen.
Die Natur der Dunklen Materie gehört zu den großen noch ungelösten Rätseln der Astronomie. Zwar prägt ihre Schwerkraftwirkung die Milchstraße und alle fast anderen Galaxien. Doch aus welchen Teilchen diese unsichtbare Materieform besteht, ist unbekannt. Bisher ist nicht einmal geklärt, ob die Teilchen der Dunklen Materie leicht sind wie die hypothetischen Axionen, sterilen Neutrinos und „dunklen Photonen“ oder ob sie massereich sind wie die lange als Favoriten gehandelten WIMPs.
Wo verbergen sich die Dunkle-Materie-Teilchen?
Doch alle Versuche, die Teilchen der Dunklen Materie mithilfe spezieller Detektoren nachzuweisen, scheiterten bisher. Einige vermeintliche Auffälligkeiten in den Daten erwiesen sich zudem im Nachhinein als Messfehler oder Hintergrundeffekt, wie beim vieldiskutierten Signal im XENON1T-Detektor. Bisher konnten alle diese Messungen daher nur feststellen, wo sich die Dunkle-Materie-Teilchen nicht mehr verstecken können – immerhin hilft auch dies dabei, ihre Natur weiter einzugrenzen.
Jetzt liefert das Large High Altitude Air Shower Observatory (LHAASO) in China eine weitere Eingrenzung für die Dunkle-Materie-Teilchen. Das rund einen Quadratkilometer große Feld von Antennen und Teleskopen im Südwesten Chinas ist speziell dafür ausgelegt, die durch auf die Erdatmosphäre treffende kosmische Strahlung erzeugten Teilchenschauer zu messen. Diese sekundären Teilchenkaskaden entstehen, wenn Gammastrahlung, energiereiche Photonen und andere kosmische Teilchen auf die Gasatome der Atmosphäre treffen.