„Einmal im Leben“-Ereignis: Zurzeit können wir den Kometen 12P/Pons-Brooks am Himmel sehen – er kommt nur alle 71,3 Jahre in Sonnennähe. Dieser „große Bruder“ des Halleyschen Kometen könnte sogar mit bloßem Auge sichtbar sein. Denn der kurzperiodische Komet erreicht am 21. April 2024 seinen sonnennächsten Punkt. Wenn wir Glück haben, kommt es auf dem Kometen zu einem Gasausbruch und der „Teufelskomet“ bekommt sein typisches gehörntes Aussehen.
Kurzperiodische Kometen wie der berühmte Halleysche Komet oder der aktuelle Komet 12P/Pons-Brooks pendeln im Verlauf von 70 bis 80 Jahren zwischen dem fernen Kuipergürtel und dem inneren Sonnensystem hin und her. Doch wenn sie in Erdnähe vorbeifliegen, werden diese Kometen oft mit bloßem Auge sichtbar. Denn die Sonnenwärme lässt gefrorene Gase und Staub von der Kometenoberfläche ausgasen und erzeugt so den langausgezogenen Kometenschweif und die leuchtende Kometenhülle, die Koma.
„Teufelskomet“ nach 71 Jahren wieder in Erdnähe
Jetzt ist es wieder soweit: Der Komet 12P/Pons-Brooks ist erneut in Erdnähe unterwegs – und zum ersten Mal seit gut 71 Jahren wieder am Himmel sichtbar. Der rund 34 Kilometer große Brocken aus Eis und Staub ist auf dem Weg zum sonnennächsten Punkt seiner Bahn, den er am 21. April 2024 erreichen wird. Am 2. Juni, quasi auf dem Rückweg zu den eisigen Außenregionen, wird der Komet seinen erdnächsten Punkt passieren – er fliegt dann in „nur“ 231 Millionen Kilometer Entfernung an uns vorbei.
Typisch für 12P/Pons-Brooks ist neben dem grünlichen Leuchten seines Kopfes und dem mehr als zehn Millionen Kilometer langen Schweif seine Neigung zu Gasausbrüchen: Die Sonnenwärme löst explosive Ausgasungen auf dem eisigen Brocken aus, die zusätzliche, helle Ausläufer erzeugen. Dadurch scheint der Komet zeitweilig eine Art Teufelshörner zu tragen – dies brachte ihm den Beinamen „Teufelskomet“ ein. Weil er in seiner Wiederkehrperiode und Umlaufbahn dem Halleyschen Kometen ähnelt, wird er auch als „Halleys großer Bruder“ bezeichnet.
Wo und wann ist der Komet zu sehen?
Am besten sichtbar ist der Komet jetzt, Ende März und Anfang April: Am frühen Abend direkt nach Sonnenuntergang steht 12P/Pons-Brooks tief über dem westlichen Horizont. Er ist zurzeit noch bis etwa 22:30 Uhr zu sehen, im Laufe der nächsten beiden Wochen verkürzt sich dies bis auf 21:30 Uhr. Bis Mitte April nimmt die Helligkeit des Kometen bis auf vier Magnituden zu – er erscheint dann so hell wie die dunkleren Sterne am Himmel, taucht aber schon in der Abenddämmerung auf.
Ob der Komet mit bloßem Auge gut sichtbar wird, ist zurzeit noch unklar. „Wenn klares Wetter herrscht und es keine Lichtverschmutzung oder helles Mondlicht gibt, dann könnte der Komet mit bloßem Auge sichtbar sein“, erklärt der Astronom Robert Massey von der Royal Astronomical Society. „Aber für die meisten von uns ist es ratsam, ein Binokular oder Fernglas zu nutzen.“ Hilfreich auch: Zwischen dem 10. und 13. April steht 12P/Pons-Brooks zwischen der Mondsichel und dem hellen Jupiter und ist dadurch besonders gut zu finden.
Und noch etwas stellt der Astronom klar: Wer den „Teufelskometen“ mit Fernglas oder bloßem Auge am Himmel beobachtet, sollte nicht enttäuscht sein: Während 12P/Pons-Brooks auf vielen Astro-Fotos auffallend grün leuchtet und sein Schweif gut zu sehen ist, sieht er mit bloßem Auge oder Fernglas betrachtet nicht ganz so spektakulär aus. „Er wird wahrscheinlich eher aussehen wie ein gräulicher, verwaschener Lichtfleck“, so Massey.
„Einmal im Leben“-Ereignis
Dafür haben wir jetzt die Chance, Zeugen eines „Einmal im Leben“-Ereignisses zu werden. Denn das nächste Mal wird 12P/Pons-Brooks erst wieder im Jahr 2095 am Himmel zu sehen sein. Entdeckt wurde der Komet übrigens zweimal: Im Jahr 1812 beobachtete ihn der französische Astronom Jean-Louis Pons als erster und identifizierte ihn als kurzperiodischen Kometen. Bei der nächsten Passage im Jahr 1883 beschrieb ihn der Astronom William Brooks, erst später wurde erkannt, dass es sich um denselben Kometen handelte.
Interessant auch: Der Komet 12P/Pons-Brooks könnte der Mitverursacher eines alljährlichen Meteorschauers sein. Astrononen vermuten, dass Schweifreste des Kometen für einen Teil der Sternschnuppen während der κ-Draconiden verantwortlich sind. Dieser Sternschnuppenregen ist in der ersten Dezemberhälfte sichtbar.
Quelle: Royal Astronomical Society