Neue Bilder der ESA-Sonde Mars Express enthüllen, dass sich unter der Region Hephaestus Fossae Eis in Hohlräumen unter Oberfläche befinden könnte. Die Wissenschaftler der Europäischen Weltraumorganisation ESA schließen dies aus der Oberflächenstruktur rund um einen größeren Einschlagskrater. Hier sind deutliche Fließspuren zu erkennen.
Westlich des Marsvulkans Elysium Mons erstreckt sich die Ebene Utopia Planitia. Im Südosten dieser Landschaft liegt die Region Hephaestus Fossae, benannt nach dem griechischen Gott des Feuers. Unter diesem Gebiet von etwa 600 Kilometern Durchmesser finden sich zahlreiche Kanalsysteme, deren Entstehung noch nicht endgültig geklärt ist. Fast über die gesamte Region finden sich auch Anhäufungen von kleinen und vereinzelten größeren Kratern.
Ihre Untersuchung hat nun erstmals Hinweise darauf gegeben, was sich in den Kanalsystemen des Untergrunds verbirgt. Die Bilddaten wurden mit der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebenen hochauflösenden Stereokamera HRSC während Orbit 5122 von der Sonde Mars Express der europäischen Weltraumorganisation ESA aufgenommen.
Kraterauswurf mit „Fließformen“
In den Aufnahmen der Sonde ist deutlich ein größerer Krater zu erkennen. Mit einem Durchmesser von über 20 Kilometern bedeckt er eine Fläche von zirka 150 Quadratkilometern. In einen Krater dieser Größe würden Städte wie Bonn oder Kiel passen. Im Gegensatz zu den kleineren Kratern zeigt dieser Krater eine deutlich erkennbare Auswurfdecke mit Fließformen, die sich von den steilen Flanken des Kraters in die Umgebung erstrecken.
Bei den kleineren Einschlägen wurde das feste Gesteinsmaterial ballistisch ausgeworfen und schlug in unterschiedlicher Entfernung vom Einschlagort wieder auf der Oberfläche auf. Bei dem großen Einschlagrater wurde jedoch deutlich weicheres, weniger verfestigtes Material ausgeworfen, das rund um den Kraterrand eine solche Auswurfdecke gebildet hat. Solche Krater werden nach dem englischen Wort für Wall auch Rampart-Krater genannt. Rampart-Krater unterscheiden sich von „gewöhnlichen“ Einschlagkratern, deren Auswurf strahlenförmig um das Zentrum des kosmischen Treffers in die Umgebung verteilt wurde, durch ihre charakteristischen, sich überlagernden Auswurfdecken.
Treffer in Eisreservoir?
Nach Ansicht der Forscher könnte diese spezifische Auswurfsform durch einen direkten Treffer in ein Reservoir gefrorenen Wassereises unter der Oberfläche erklärt werden. Die Ausbildung der Ejektadecke sowie die schon vor dem größeren Einschlag in diesem Gebiet vorhandenen, durch Oberflächenabfluss entstandenen verzweigten Kanäle zu beiden Seiten des Einschlagkraters stützen eine solche Vermutung.
Da die kleinen Einschlagkrater keine solche Auswurfdecke zeigen, ist davon auszugehen, dass ihre Tiefe nicht ausreicht, um das Eis in der Tiefe zu erreichen. Es ist also möglich, aus den verschiedenen Tiefen der Einschlagkrater in Verbindung mit der Ausbildung einer Ejektadecke zu berechnen, in welcher Tiefe sich ein mögliches Reservoir gefrorenen Wassers befinden könnte.
Ob allerdings auch heute noch Eis unter der Oberfläche von Hephaestus Fossae vorhanden ist, kann man anhand der Bilder nicht feststellen. Der Einschlag der Meteoritenkraters erfolgte vermutlich vor vielen Millionen Jahren.
(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 08.06.2009 – NPO)