Raumfahrt

Erste Proben-Rückholmission auf der Mondrückseite gelandet

Chinas Landesonde Chang'e-6 soll Mondgestein aus dem Südpol-Aitken-Becken zur Erde bringen

Chang'e-6
Die chinesische Mondsonde Chang'e-6 ist auf der abgewandten Seite des Mondes gelandet und soll erstmals Proben von dort zur Erde zurückbringen. © China Global Televison Network (CGTN)

Neuer Erfolg für Chinas Raumfahrt: Erstmals ist eine Proben-Rückholmission auf der abgewandten Seite des Mondes gelandet. Die Mondsonde Chang’e-6 setzte am Sonntag früh im Süd-Pol-Aitken-Becken am lunaren Südpol auf. Dort soll sie rund zwei Kilogramm Mondgestein sammeln und zur Erde zurückbringen. Dieses Gestein könnte einige ungeklärte Fragen zur Entwicklung des Mondes und den rätselhaften Unterschieden seiner beiden Seiten klären helfen.

China etabliert immer mehr als eine der führenden Nationen bei der Erkundung des Mondes. 2013 gelang ihr mit Chang’e-3 als erst dritte Nation überhaupt die Landung einer unbemannten Sonde auf dem Erdtrabanten. 2019 folgte die erste Landung einer Sonde auf der abgewandten Seite des Mondes. Chang’e-4 und ihr kleiner Rover lieferten erste Informationen über das Gestein am lunaren Südpol. 2020 führte Chinas Raumfahrtbehörde mit Chang‘-5 erfolgreich eine Proben-Rückholmission von der Vorderseite des Mondes durch.

Mondrückseite
Die abgewandte Seite des Mondes mit dem Südpol-Aitken-Becken und dem lunaren Hochland gilt als geologisch besonders spannend. © NASA

Landung im Südpol-Aitken-Becken gelungen

Jetzt folgt der nächste Schritt: Mit der Landung der Sonde Chang’e-6 im lunaren Südpol-Aitken-Becken hat nun die weltweit erste Proben-Rückholmission von der abgewandten Seite des Mondes begonnen. Die am 3. Mai 2024 von der chinesischen Insel Hainan gestartete Raumsonde umkreiste zunächst mehrere Wochen lang den Erdtrabanten, bevor sich die Landeeinheit vom Orbiter trennte und zur Mondoberfläche hinunterflog. Dort suchte sie sich mithilfe eines autonomen, auf Kamerabildern beruhenden Ortungssystems einen geeigneten Landeplatz.

Am Sonntag früh, 00:23 Uhr unserer Zeit, setzte Chang’e-6 dann wie geplant im lunaren Südpol-Aitken-Becken auf. Chinas Staatssender bezeichnete dies als historischen Moment und als Meilenstein der chinesischen Raumfahrt. Das Landegebiet, die riesige Einschlagssenke am lunaren Südpol, gilt als geologisch besonders interessant, da dort auch Mantelgestein aus der Frühzeit des Mondes zutage tritt. Zudem ist es ein geeigneter Standort für künftige Mondstationen.

Zwei Kilogramm Mondgestein

In den nächsten Tagen wird die Sonde Chang’e-6 Mondgestein sammeln und verstauen. „Die Probennahme auf der abgewandten Mondseite umfasst sowohl Bohrungen als auch oberflächliche Sammelmethoden“, erklärt Qiong Wang, stellvertretender Chefentwickler der Chang’e-6 Mission. Dafür ist die Sonde mit einem Bohrer sowie einem Arm mit Grabschaufel ausgestattet. Insgesamt soll die Landesonde rund zwei Kilogramm Mondgestein aufnehmen.

„Nachdem die Probennahme abgeschlossen ist, wird die Aufstiegseinheit mit dem gesammelten Mondgestein von der abgewandten Mondseite aus starten und in der lunaren Umlaufbahn an der Orbiter-Rückkehr-Kombination andocken“, beschreibt Wang die nächsten Schritte. Damit der Start der Aufstiegseinheit gelingt, darf die Landestelle nicht zu stark geneigt sein und auch keine größeren Felsbrocken in der Umgebung aufweisen. Im Orbit angekommen, werden die Mondproben in eine spezielle Kapsel umgepackt.

Landung der Proben-Rückholsonde Chang’e-6 auf dem Mond..© China Global Televison Network (CGTN)

Proben könnten mehrere Fragen klären

„Wenn die Rückkehrsonde dann in Erdnähe eintrifft, wird die Probenkapsel abgetrennt und tritt in die Erdatmosphäre ein“, erklärt die chinesische Raumfahrtbehörde. Die Landung der Probenkapsel soll in der Inneren Mongolei erfolgen. Das Mondgestein von der lunaren Rückseite wird dann in einem speziellen Reinraum gelagert und entpackt. Nach chinesischen Forschungsgruppen sollen auch Wissenschaftler aus anderen Ländern die Chance erhalten, Teile dieses Gesteins zu analysieren.

Das Gestein aus dem Südpol-Aitken-Becken könnte, so hoffen Planetenforscher, wertvolle Informationen über die Entwicklung des Mondes liefern. Insbesondere die auffallenden Unterschiede in der Krustendicke und der Gesteinszusammensetzung zwischen der von Basaltlava geprägten Mare-Region und dem lunaren Hochland geben bisher noch Rätsel auf. Auch ein seltsamer Berg mitten in der Einschlagssenke wirft Fragen auf.

Quelle: Xinhua, China National Space Administration

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